Hinweise auf den Verkauf des Raststättenbetreibers häufen sich.
Wien. An der heutigen Sitzung der Rosenberger-Gläubiger will Christian Lind nichts Ungewöhnliches sehen. Das sei im Insolvenzverfahren ein reiner Routinetermin, sagt der Masseverwalter zur „Presse“. Und dennoch: Gerade in den Tagen vor dem für heute, Mittwoch, anberaumten Treffen häufen sich die Meldungen über potenzielle Käufer, die Gefallen an den verbliebenen 15 Rosenberger-Raststätten entlang Österreichs Autobahnen finden sollen. Oft sind sie mit dem Hinweis versehen, dass die Gläubiger am Mittwoch entscheiden, wohin die Reise geht.
Der Masseverwalter hält sich nicht grundlos bedeckt. Von den ins Spiel gebrachten Interessenten winkten viele bereits ab. ÖBB-Caterer Josef Donhauser zog sich vergangene Woche nach Prüfung der Unterlagen zurück. Landzeit-Chef Wolfgang Rosenberger, der seit dem Zerwürfnis 2003 die andere Hälfte des Familienimperiums lenkt, dementierte ebenfalls. Und für die Fast-Food-Kette McDonald's sagte Sprecher Wilhelm Baldia am Dienstag klar zu „Presse“: „Wir sind weder in Gesprächen noch in Verhandlungen.“ Auch in ihrem Fall sei wohl etwas missverstanden worden. Bei McDonald's geht man davon aus, dass Masseverwalter Lind nach wie vor an seinem Plan festhält, alle Standorte als Paket zu verkaufen – und am Gesamtpaket habe man dezidiert kein Interesse.
Vor Sitzungsbeginn hieß es aus Unternehmenskreisen: Gespräche würden laufen, aber noch sei nichts unterschrieben. Auch nicht mit Burger King und Tank & Rast, die laut einem „Standard“-Bericht vom Dienstag im Bieterrennen übrig bleiben sollen.
Der Name Burger King läge nahe, hat die Kette doch seit zwei Jahren ein Joint Venture mit Rosenberger samt fertigem Raststättenkonzept in der Schublade liegen, das durch die Insolvenz des Partners im Dezember auf Eis liegt. Fast gleichlautend wie der zweite kolportierte Bieter, das deutsche Raststätten-Großkaliber Tank & Rast, entschuldigte sich Burger-King-Chef Hartmut Graf auf Nachfrage: Zu Spekulationen äußere er sich aktuell nicht.
Gläubiger stecken zurück
Klar ist dafür die Stoßrichtung der heutigen Gläubigersitzung: Man will den Abverkauf der einzelnen Raststätten verhindern. Damit das Gesamtpaket reibungslos übergeben werden kann, würden maßgebliche Gläubiger – darunter Mineralölfirmen, Banken oder der Verpächter Asfinag – auch freiwillig finanziell zurückstecken, heißt es aus informierten Kreisen zur „Presse“.
Konkret müsste sich ein Käufer finden, der die Anteile von der Holding-Mutter übernimmt, die 20-prozentige Quote an die Gläubiger zahlt – und der darüber hinaus das Kleingeld hat, um die nötige Renovierung und Modernisierung der angestaubten Standorte zu finanzieren. Zurzeit belaufen sich die angemeldeten Forderungen auf knapp 24 Mio. Euro, wobei bei Weitem nicht alle anerkannt werden dürften.
Die alternative Filetierung des Geschäfts wäre zwar manchen Käufern lieber. Die Gläubiger und die mehr als 400 verbliebenen Mitarbeiter würden aber deutlich schlechter aussteigen, warnt Kreditschützer Gerhard Weinhofer von der Creditreform. „Das würde viel länger dauern und schlechte Standorte würden für einen Apfel und ein Ei verkauft.“
„Wir arbeiten daran, dass das Unternehmen nicht zerschlagen wird“, sagt Masseverwalter Lind. Je früher weißer Rauch aufsteige, desto besser.
Die jüngste Geschichte von Rosenberger zeigt aber auch: Manchmal fallen in dieser Firma Entscheidungen so schnell, dass sie selbst Masseverwalter und Gläubiger aus den Medien erfahren. So Anfang Februar beim abrupten Verkauf der Mutterholding, die seit 2013 in mehrheitlich chinesischem Eigentum war, an den Wiener Unternehmensentwickler Connexio. Nicht zuletzt dieser war es, der den heutigen Mittwoch zum Entscheidungstag erklärte. Wohl nicht unbedingt in Abstimmung mit Lind. (loan)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2019)