Post und DHL - Kartellhüter nehmen Paketmarkt unter die Lupe

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Der geplante Deal der Österreichischen Post mit Deutsche Post DHL könnte sich als kartellrechtlich problematisch erweisen. Post-Chef Georg Pölzl sieht keine Marktbeherrschung wegen der Amazon-Konkurrenz.

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) wird anlässlich der geplanten Übernahme den österreichischen Paketmarkt einer genauen Prüfung unterziehen, wie BWB-Chef Theodor Thanner am Dienstag gegenüber der APA ankündigte. Der Grund seien die hohen Marktanteile.

"Wir rechnen damit, dass das die Woche offiziell eingereicht wird", sagte Thanner. "Unterlagen haben wir keine schriftlichen, daher werden wir einmal die Fusionsanmeldung abwarten und dann intensiv prüfen und analysieren." Den Einstieg des Internethändlers Amazon in das Zustellgeschäft im Großraum Wien mit einem Verteilzentrum in Großebersdorf will die Behörde ebenfalls berücksichtigen.

Grundsätzlich wird im Kartellrecht in Österreich ab 30 Prozent Marktanteil von einer marktbeherrschenden Stellung ausgegangen. In der Vergangenheit hat die BWB bei Zusammenschlüssen mit hohen Marktanteilen Marktbefragungen durchgeführt. Dies wird auch in diesem Fall erwogen, wie Thanner sagte. Im Regelfall hat die BWB vier bis sechs Wochen Zeit für die Fusionskontrolle, besonders heikle Fällen landen vor dem Kartellgericht.

Post sucht noch Bank-Partner

Post-Chef Georg Pölzl sieht in der Übernahme des Österreich-Geschäftes der Deutsche-Post-Tochter DHL keine Einschränkung beim Wettbewerb. Er verweist auf den Einstieg von Amazon ins Paketgeschäft im Herbst 2018, wodurch sich die Marktanteile deutlich verschieben werden. Jedenfalls weit über die zwei Prozent, die der "Branchenradar" für Amazon für das Vorjahr ausgewiesen hat. Wie viel vom Paketkuchen sich der US-Konzern schnappen werde, ist aber schwer abzuschätzen, so Pölzl am Dienstag im Gespräch mit der APA.

Zur Suche nach einem Finanzdienstleister als Ersatz für die Bawag meinte der Post-Generaldirektor heute: "Es tut sich sehr viel." Die Post sei in guten Verhandlungen, man komme gut voran.

Sehr zufrieden zeigte sich Pölzl mit dem gerade angelaufenen Service "Alles Post", mit der Onlineshopper sicherstellen können, dass die bestellten Waren nur durch die Österreichische Post zugestellt werden. 22.000 Voranmeldungen gebe es schon, wobei sich das Jahresabo als beliebter als das 3-Monats-Abo herausgestellt habe.

Das Einkaufszentrum in der neuen Post-Zentrale am Wiener Rochusmarkt, das anfänglich noch einigen Leerstand hatte, sei inzwischen gefüllt, versichert Pölzl. Nichts Neues gäbe es zur Datenaffäre, die Post befinde sich im Beantwortungsprozess. Zum Hintergrund: Die Datenschutzbehörde hat festgestellt, dass die Post Daten zur "Parteiaffinität" nicht verarbeiten hätte dürfen. Die Behörde ordnete an, diese Praxis mit sofortiger Wirkung zu unterlassen und die Daten zu löschen. Dem war zuvor schon die Post nachgekommen, will aber nun auf dem Rechtsweg eine endgültige Klärung zur Verarbeitung personalisierter Daten herbeiführen.

Die Börse reagierte erfreut auf die heutige Ankündigung, das DHL-Geschäft hierzulande heuer zu übernehmen.  Die Postaktie legte zu Mittag gegenüber dem Vortag um 3,25 Prozent auf 35,56 Euro je Aktie zu.

(APA)

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