Post-Chef: „Vorwurf der Bespitzelung ist Bullshit“

Georg Pölzl.
Georg Pölzl. (c) Mirjam Reither
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Post-Chef Georg Pölzl nahm die Präsentation der Rekordbilanz zum Anlass, um sich gegen die Datenschutz-Kritik zu wehren. Auch die Aufregung um die Probleme der Post beim Suchen eines Bankpartners sei übertrieben.

Wien. Es ist eine Bilanz mit Höhen und Tiefen, die Post-Chef Georg Pölzl am Donnerstag präsentierte. Einerseits konnte das Unternehmen trotz rückläufigen Briefgeschäftes erneut Umsatz und Gewinn steigern und sogar den neunten Rekordgewinn in Folge vermelden. Dies soll sich durch die Übernahme des DHL-Paketgeschäftes heuer noch weiter erhöhen. Andererseits musste sich Pölzl auch zu unangenehmen Themen zu Wort melden, wie den jüngsten Vorwürfen, die Post würde persönliche Daten zur Parteiaffinität sammeln, oder den Problemen bei der Suche einer Nachfolge für die Bawag als Bankpartner.

„Es gibt Widersprüche, was persönliche Daten sind, die rechtliche Klärung läuft derzeit“, so Pölzl zu den Datenschutz-Vorwürfen. Wie berichtet, hatte die Post im Angebot, adressierte Werbung (Direct-Mail) je nach berechneter Parteiaffinität zu versenden. Die Affinität wurde dabei aus Kriterien wie Wohnort und Alter errechnet. „Solche Hochrechnungen, kombiniert mit Adressen, sind unserer Meinung nach keine persönlichen Daten.“ Dennoch habe man aufgrund der Aufregung diese Daten gelöscht, bis das Thema geklärt ist und Rechtssicherheit herrsche.

„Wir verwehren uns aber dagegen, dass wir bespitzeln würden. Das ist – man entschuldige die Wortwahl – Bullshit“, so der Post-Chef. Er verstehe jedoch, dass das Thema aufgrund der Bekanntheit der Post so weite Kreise gezogen hat. „Man kann sich halt gut profilieren, wenn man auf die Post hinschlägt.“

Auch die Diskussion um die Probleme bei der Bawag-Nachfolge als Bankpartner der Post hält Pölzl für übertrieben. „Man muss das in Relation zur Bedeutung des Bankgeschäftes sehen.“ Und aus diesem erziele die Post lediglich drei Prozent des Umsatzes. Dennoch sei man derzeit in verschiedensten Verhandlungen zu dem Thema. Einen Start werde es jedoch frühestens 2020 geben – also nach Ablauf der Kooperation mit der Bawag. Einzelne Services der Bank würden jedoch im kommenden Jahr vorerst weiterlaufen.

Kein Bank-Alleingang

Wie die neue Kooperation aussehen könnte, will Pölzl nicht verraten. Ausschließen kann er lediglich, dass die Post Finanzdienstleistungen im Alleingang anbietet. Möglich wäre hingegen, dass man das Geschäft komplett lässt, allerdings sei das nicht angepeilt.

Konzentrieren will sich die Post aber auf das Kerngeschäft. Und das ist 2018 erneut gut gelaufen. So stieg der Umsatz um ein Prozent auf 1,96 Mrd. Euro, der Betriebsgewinn erhöhte sich um 1,5 Prozent auf 210,9 Mio. Euro. Haupttreiber dafür war erneut das Paketgeschäft, das um elf Prozent auf 108 Mio. Pakete anstieg.

Heuer soll diese Zahl neuerlich zulegen, weil das Geschäft von DHL (zuletzt 41 Mio. Pakete) übernommen wird. Wie stark der Marktanteil der Post von derzeit 48 Prozent dadurch steigen wird, könne aber nicht gesagt werden, weil nun auch Amazon Pakete zustellt und das Marktanteile koste. Befürchtungen, dass die Wettbewerbshüter den Deal verhindern, hat Pölzl nicht. „Bis 2015 war DHL unser größter Kunde. Jetzt ist die Situation wieder wie vorher.“ (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2019)

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