Länder wollen bei der Steuerreform noch mitreden

Die Bundesländervertreter haben Angst vor Einbußen und fordern „Gespräche auf Augenhöhe“ von der Regierung.

Klagenfurt/Wien. Die Finanzreferenten der Länder fordern von der Bundesregierung Verhandlungen zum Thema Steuerreform. Wie Kärntens Finanzlandesrätin, Gaby Schaunig (SPÖ), und ihr niederösterreichischer Ressortkollege, Ludwig Schleritzko (ÖVP), am Freitag erklärten, müsse es über die Auswirkungen der geplanten Steuersenkungen auf den Finanzausgleich „Gespräche auf Augenhöhe“ geben.

Beide verwiesen auf Paragraf 7 des Finanzausgleichsgesetzes, der Verhandlungen zwingend vorschreibt, wenn Maßnahmen des Bundes Auswirkungen auf die Finanzen der Länder haben. Derzeit gebe es zwar viele Zahlen, die kolportiert würden, Gespräche mit den Ländern fänden aber nicht statt, sagte Schaunig.

Angst vor Klimastrafen

Dies sorge für Verunsicherung, denn einerseits werde eine Steuersenkung im Ausmaß von 4,5 Milliarden angekündigt, in den Finanzplanungen des Bundes fänden sich aber nur weit geringere Rückstellungen für die Steuerreform. „Da gibt es ein Delta, und wir befürchten, dass das zu unseren Lasten gehen könnte“, so Schaunig.

Ein weiteres Thema der Referentenkonferenz war das drohende Verfehlen der Klimaschutzziele. Dann fällige Strafzahlungen würden nämlich zu 20 Prozent von den Ländern zu tragen sein, betonten Schaunig und Schleritzko. „Ich investiere doch lieber Geld in Klimaschutzmaßnahmen, als dass ich es in Form von Strafen ausgebe“, argumentierte Schleritzko. Schaunig unterstrich, dass in diesem Bereich die Länder kaum Einflussmöglichkeiten hätten, „das ist überwiegend Sache des Bundes“. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

„Wir haben einen Einnahmen-Zentralismus, kombiniert mit einem Ausgaben-Föderalismus“, sagt Agenda-Austria-Direktor Franz Schellhorn.
Österreich

Schellhorn: „Auch diese Regierung hat die Ausgaben nicht im Griff“

Unser Steuersystem sei leistungsfeindlich, intransparent und hochkomplex, sagt Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn und fordert eine Steuerreform, die nicht nur Belastungen umschichtet.
OeSTERREICHISCHER EU-RATSVORSITZ 2018 - INFORMELLE TAGUNG DER EURO-GRUPPE UND WIRTSCHAFTS- UND FINANZMINISTER: LOeGER
Leitartikel

Auf die große Staatsreform müssen wir wohl noch eine Weile warten

Im derzeitigen föderalen Machtgefüge sollten wir uns keine großen Hoffnungen auf echte Strukturreformen machen. Das gilt auch für die Steuerreform.
Österreich

Der Fahrplan zur Reform

Nach Ostern werden Pläne präsentiert, Anfang 2020 kommt eine erste Entlastung, ab 2021 die große Tarifsenkung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.