Evangelischer Bischof warnt vor "Privatisierung" von Feiertagen

EVANGELISCHE SYNODE BERAeT UeBER 'EHE FUeR ALLE' UND KARFREITAG: BUeNKER
EVANGELISCHE SYNODE BERAeT UeBER 'EHE FUeR ALLE' UND KARFREITAG: BUeNKERAPA/GEORG HOCHMUTH
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Michael Bünker ist nicht glücklich damit, dass der freie Karfreitag aus dem Urlaubskontingent genommen werden muss: „Wir hätten ein Jahr Zeit gehabt, um eine vernünftige Lösung für alle auszuarbeiten".

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker warnt vor einer "Privatisierung" von Feiertagen. Anlass ist der Vorschlag des Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV) nach einer Umwandlung aller Feiertage in Urlaubstage. Mit dem Ergebnis der Karfreitags-Diskussion ist Bünker nicht zufrieden. Froh ist er über die neue Möglichkeit in seiner Kirche, Homosexuelle zu trauen.

"Hier ist manches nicht gut gelaufen", sagt Bünker zum Ergebnis der Gespräche zum Karfreitag nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshof (EuGH). Der evangelische Bischof wurde nicht zuletzt dafür gescholten, er hätte der Streichung des Karfreitags als Feiertag für Protestanten zugestimmt. Das sei so nicht der Fall. "Dass der Karfreitag jetzt aus dem Urlaubskontingent genommen werden muss, hat meine Zustimmung nicht erhalten", sagt Bünker. Zugleich bedauert er den großen Zeitdruck, unter dem das Thema behandelt wurde, und dass es zu keinen formellen Verhandlungen unter Beteiligung aller Betroffenen gekommen ist.

"Es wäre nichts passiert, wenn der heurige Karfreitag einfach auf uns zugekommen wäre. Wir hätten ein Jahr Zeit gehabt, um eine vernünftige Lösung für alle, mit allen Beteiligten gemeinsam auszuarbeiten", meint Bünker jetzt. Wichtig sei noch immer, dass die von der Regierung zuerst vorgesehene Variante mit einem "halben Feiertag" nicht verwirklicht wurde.

Kritik aus Deutschland

Nicht nur in Österreich war die Empörung unter Protestanten groß, berichtet Bünker. Auch aus den deutschen Nachbarkirchen habe es Solidaritätsbekundungen gegeben - "weil ja diese De-Facto-Privatisierung eines religiösen Feiertages etwas ist, das im gesamteuropäischen Kontext Beunruhigung auslöst". Der Vorstoß von IV-Präsident Georg Kapsch deute ja in die Richtung, "Religion generell zu privatisieren", so der Bischof.

In einem anderen Bereich ist Bünker zufrieden: die Synode hat beschlossen, dass in Gemeinden, die dafür sind, homosexuelle Paare im öffentlichen Gottesdienst ebenso wie heterosexuelle Paare gesegnet werden können. "Ich habe mich persönlich dafür ausgesprochen, ich bin dafür auch heftig kritisiert worden - wegen Einflussnahme auf einen Entscheidungsprozess", berichtet der Bischof und: "Ich kann zu dem, was beschlossen wurde, gut stehen und hoffe, dass das viele auch können."

Die Umsetzung des Beschlusses aber auch des Karfreitags werden auch Bünkers Nachfolger, der am 4. Mai gewählt wird, beschäftigen. Zuletzt hatte die Kirche eine Verfassungsbeschwerde angekündigt. Vorgehen will man etwa gegen die Bestimmung, dass in Kollektivverträgen keine Karfreitags-Regelung mehr aufgenommen werden darf. "Für andere Religionsgemeinschaften und andere Feiertage besteht dieses Verbot nicht. Das betrachte ich schon im Effekt als Diskriminierung."

Dass für seine Nachfolge ausschließlich drei männliche Kandidaten nominiert wurden, ist für Bünker "eine Frage der Zeit". In der evangelischen Kirche gebe es eine große Zahl von kompetenten und qualifizierten Pfarrerinnen. Gerade unter den jüngeren ist der Anteil der Frauen hoch.

"Bashing des sogenannten islamischen Antisemitismus"

Zur jüngst vom Parlament präsentierten Antisemitismus-Studie meint Bünker: "Das generelle Bashing des sogenannten islamischen Antisemitismus ist etwas, was man auch relativieren muss. So sicher es einen solchen Antisemitismus gibt, so sehr muss man auf Bildung und Aufklärung setzen. Die meisten antisemitischen Vorfälle haben allerdings einen rechten Hintergrund." Das Ergebnis der Studie solle aber nicht ein "zusätzliches Repertoire sein, um antiislamische Einstellungen zu fördern".

"Wir haben generell ein Problem mit Rassismus in Österreich", findet der lutherische Bischof angesichts jüngster Vorfälle. Und auch Flüchtlinge würden zu einer Randgruppe erklärt. Als Beispiel nennt Bünker Vorschläge und bereits erfolgte Vorhaben von Regierungsseite wie eine Sicherungshaft, Ausreisezentren, ein Stundenlohn von 1,50 Euro oder "Zwangsarbeit". Es sei "inakzeptabel, dass man ernsthaft über so etwas diskutieren möchte".

Am Karfreitag selbst ist Bünker eingeladen, in der Gemeinde im burgenländischen Gols zu predigen. Politisches wird man dabei aber nicht zu hören bekommen, denn: "Der Karfreitag ist für mich kein Tag der Demonstration, sondern ein Tag der Besinnung." Und er zitiert die letzten Worte des Erlösers am Kreuz: "Es ist vollbracht."

(APA)

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