Laut dem aktuellen Healthy-Life-Years-Ranking der Eurostat fühlen sich die Schweden um 16 Jahre länger gesund als die Österreicher. Leben wir so ungesund? Versagt unser Gesundheitssystem? Oder hat die Statistik einen Haken? Eine Spurensuche.
Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken“, soll der liberale britische Politiker Baron Leonard Henry Courtney (1832–1918) gesagt haben. Der Sozialwissenschaftler und ehemalige Geschäftsführer des Markt- und Meinungsforschungsunternehmens GfK Austria Rudolf Bretschneider hält diesen Spruch schlicht für blöd. Dasselbe gilt für jenen, der dem britischen Staatsmann Winston Churchill zugeschrieben wird: „Ich glaube nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.“ Dennoch ist Bretschneider eines nur allzu bewusst: „Erst wenn Statistiken kritisch verfasst werden und ordentlich lesbar sind, können sie auch richtig interpretiert werden. Und dazu gehört viel Wissen.“
Aber oft wird vergessen, dass es sich bei der Statistik um eine relativ junge Wissenschaft handelt. Im 19. Jahrhundert flammte die Begeisterung dafür erst so richtig auf, weil nicht nur der Staat, sondern auch Unternehmen erkannten, wie hilfreich Statistik für die Planung und Verwaltung sein kann. Fasziniert war man von der neuen Erkenntnis, dass selbst höchst individuelle Ereignisse wie Eheschließungen, Gewalttaten oder Selbstmorde bei den jährlichen Messungen eine ungeheure Regelmäßigkeit aufwiesen. Das hatte zuvor niemand realisiert.