Konjunktur: Schaumgebremstes Wachstum in Österreich

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Die Nationalbank und die OECD kappen ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum im Land leicht. Schuld sind nicht die Ibiza-Affäre und der Zerfall der Regierung, sondern die anhaltenden Handelskonflikte weltweit.

Paris/Wien. Zumindest die heimische Wirtschaftsleistung zeigt sich von der Regierungskrise im Land bisher weitgehend unbeeindruckt. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) kappte ihre Prognose für das zweite Quartal am Dienstag nur leicht von 0,4 auf 0,3 Prozent Wachstum. Die Gründe liegen laut OeNB-Experten allerdings ausschließlich jenseits der Grenzen: Der „Handelskonflikt der USA mit China, die schwierige Konsensfindung des britischen Parlaments über die Umsetzung des Brexit und die unklare wirtschaftspolitische Ausrichtung in wichtigen EU-Mitgliedstaaten“ hätten zu großer Unsicherheit geführt.

Das spürt auch die exportorientierte heimische Wirtschaft. Das Wachstum bei den Warenexporten schwächte sich bereits in den vergangenen Monaten ab und dürfte auch weiter zurückgehen. Für das dritte Quartal geht die OeNB laut Aussendung von einer leichten Beschleunigung des heimischen BIP-Wachstums auf 0,4 Prozent aus.

Privater Konsum als Stütze

Auch die OECD hat in ihrem gestern veröffentlichten Konjunkturausblick eine Abschwächung des heimischen Wachstums auf „rund eineinhalb Prozent“ des Bruttoinlandsprodukts in den Jahren 2019 und 2020 prognostiziert. Konkret soll die heimische Wirtschaft heuer um 1,4 und nächstes Jahr um 1,6 Prozent wachsen, nachdem sie 2018 um 2,7 Prozent zulegte.

Größte Konjunkturstütze bleibt der private Konsum. Die Investitionen hingegen leiden unter der anhaltenden Wachstumsschwäche im Euroraum. Die OECD erwartet im Euroraum ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent heuer und 1,4 Prozent im nächsten Jahr.

„Die Aussichten sind weiterhin trübe“, sagte die Chefökonomin der Organisation, Laurence Boone, mit Blick auf die Weltwirtschaft. Für heuer rechnet die Organisation nur noch mit einem Wachstum von 3,2 (bisher 3,3) Prozent, nachdem es 2018 noch zu 3,5 Prozent gereicht hatte. Für das kommende Jahr werden unverändert 3,4 Prozent vorausgesagt. Allein die erneuten Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China könnten das globale Wachstum über zwei bis drei Jahre um mehr als 0,6 Prozent schmälern.

Zu den größten Risiken zählten längerfristig höhere Handelszölle zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und China, zusätzliche Zölle auf den Handel zwischen den USA und der Europäischen Union sowie eine stärkere Konjunkturabkühlung in China. Ungewissheit über den Brexit sowie finanzielle Risiken wegen der hohen Verschuldung und einer sich verschlechternden Kreditqualität könnten das Wachstum ebenfalls dämpfen.

USA werden schneller wachsen

Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA erhöhte die OECD gegen den Trend ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 2,8 (bisher 2,6) Prozent und für 2020 auf 2,3 (2,2) Prozent. Für die Nummer zwei, China, wurde die Prognose bei 6,2 beziehungsweise 6,0 Prozent belassen. (ag./auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2019)

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