Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten ist voriges Jahr erstmals seit Jahrzehnten gesunken. Aber der Ansturm auf reduzierte Arbeitszeiten bleibt – selbst gewählt oder unfreiwillig?
In jungen Jahren läuft bei Paaren oft alles ziemlich gleich: Beide arbeiten, beteiligen sich – mehr oder weniger – am Haushalt, machen Karriere, wenn sie wollen. Beim ersten, spätestens beim zweiten Kind kommt der Bruch: Er arbeitet weiter voll, sie steigt nach der Karenz mit weniger Stunden wieder ein. Und bleibt dann oft lang teilzeitbeschäftigt. So sieht das gängige Familienmodell in Österreich aus. Die einen nennen das die Teilzeitfalle – die anderen gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Die Teilzeitquote steigt in Österreich seit Jahrzehnten an. Sie misst den Anteil der Erwerbstätigen, die weniger als die im Gesetz vorgesehene Arbeitszeit vereinbart haben. Das sind 40, in einigen Branchen auch 38,5 Wochenstunden. Die Statistik Austria weist auf ihrer Homepage die Entwicklung der Vollzeit- und Teilzeitarbeit seit 1994 aus. Seither ging es mit der Teilzeitquote fast nur aufwärts. 2017 stagnierte die Teilzeitquote, 2018 ist sie sogar leicht gesunken: von 28,7 auf 28,2 Prozent. Der Trend zur Teilzeit hat sich verlangsamt, sagt Christine Mayrhuber vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo): „Es entstehen wieder mehr Vollzeitstellen. Teilzeit nimmt weiter zu, aber die Dynamik hat sich abgeflacht.“
Das ist zunächst ein gutes Zeichen: Entstehen viele Vollzeitjobs, deutet das auf eine florierende Konjunktur hin. Denn Vollzeitstellen gibt es vor allem in Hochlohnbranchen wie der Industrie, während schlechter entlohnte Branchen wie der Handel für ihren hohen Teilzeitanteil bekannt sind. Teilzeit ist aber nicht nur eine individuelle Entscheidung, sondern ein hochpolitisches Thema. So galt etwa die Elternteilzeit einst als Errungenschaft, weil sie Frauen den raschen Wiedereinstieg nach der Babypause ermöglichen sollte. Heute warnen Politiker und Experten Frauen vor der „Teilzeitfalle“ und raten dazu, rasch wieder Vollzeit oder zumindest nahe an der Vollzeit zu arbeiten. Das Pensionskonto lässt grüßen. Das Thema bleibt umstritten.