Wohnen bleibt ein Dauerbrenner, auch in Wien, das im internationalen Vergleich als Oase für Mieter gilt. Die Miete pro Quadratmeter stieg in Österreich heuer erstmals auf acht Euro.
Wien. Nein, so wie in Berlin sind die Zustände in Wien nicht – und sie werden es vermutlich auch nie sein. Dort geht die Politik nun mit einem Deckel gegen steigende Mieten vor – mit dem Effekt, dass viele Vermieter nun noch schnell die Preise anheben, um später nicht das Nachsehen zu haben („Die Presse“ berichtete). Aber auch in Österreich kannten die Wohnkosten zuletzt nur eine Richtung: nach oben. Das zeigen einmal mehr aktuelle Daten, die die Statistik Austria gestern, Donnerstag, veröffentlicht hat. Durchschnittlich musste man zu Jahresbeginn acht Euro pro Quadratmeter und Monat für Miete und Betriebskosten berappen, Umsatzsteuer schon eingerechnet. Ein Jahr davor waren es noch 7,8 Euro pro Quadratmeter (siehe Grafik).
Die Statistik Austria geht für ihre Erhebung von 1,63 Millionen Hauptmietwohnungen in Österreich aus. Auf diese beziehen sich die Daten. Vor zehn Jahren betrug die durchschnittliche Monatsmiete pro Wohnung (inklusive Betriebskosten und Steuern) 393 Euro. Nun sind es 529 Euro.
Befristungen nehmen zu
Wer heute eine Wohnung sucht, kann diese Preise aber nur in der Kategorie „Fantasiezahlen“ verbuchen. Die Statistik Austria ermittelt für ihre Erhebung die tatsächlichen Mieten – darin enthalten sind also auch alte, günstige Mietverträge sowie Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen, die billiger sind als Wohnungen auf dem freien Mietmarkt. Für sie gibt es aber lange Wartezeiten. Vor allem in den Großstädten steigen die Wohnkosten stark. Rechnet man den geschützten Sektor heraus, haben die Mieten in Wien voriges Jahr um fünf Prozent auf 13,7 Euro pro Quadratmeter (inklusive Betriebskosten) zugelegt. Das zeigt eine Auswertung des Immobilienportals immowelt.at. Damit kostet eine 100-Quadratmeter-Wohnung mehr als 1300 Euro im Monat. Am teuersten sind die Mieten in Innsbruck. Generell gibt es ein starkes Gefälle zwischen Ost- und Westösterreich. Ein Problem sind auch die zunehmenden Befristungen. Laut Statistik Austria steigt die Zahl der befristeten Mietverträge konstant an, die Dauer wird immer kürzer. Das verteuert die Mieten. Bei bestehenden Verträgen dürfen sie nur der allgemeinen Inflationsrate angepasst werden. Bei Neuvermietungen können die Preisanstiege deutlich höher sein.
Zwischen 2012 und 2019 legten die Bruttomonatsmieten in Österreich um 23 Prozent zu, ergibt sich aus den Daten der Statistik Austria. Die Experten ermittelten im Mai, dass Mieter auf dem privaten Markt 9,1 Euro je Quadratmeter berappen müssen. Wer in einer Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung lebt, kommt mit 6,9 Euro deutlich günstiger weg. In diesen Genuss kommen 57 Prozent der Mieter in Österreich.
Was tun gegen steigende Mieten? In Wien hat die SPÖ-geführte Stadtregierung den Bau neuer Gemeindewohnungen in Auftrag gegeben. Bis 2020 sollen 4000 neue Gemeindewohnungen auf den Weg gebracht werden, verspricht die Stadt. Außerdem soll der Anteil besonders günstiger Wohnungen („Smartwohnungen“) für sozial Schwache deutlich ausgeweitet werden. Die Mieten sind gedeckelt, der Eigenmittelanteil ist mit 60 Euro je Quadratmeter niedrig.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2019)