E-Control: Derzeit kaum Strompreis-Differenzen zu Deutschland

Der Wechsel des Stromlieferanten ist nach wie vor attraktiv
Der Wechsel des Stromlieferanten ist nach wie vor attraktivFOLTIN Jindrich / WB
  • Drucken

Im Juni seien die Strompreise in Österreich günstiger gewesen als in Deutschland, eine sehr erfreuliche Entwicklung, sagt E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch.

Nach der Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone am 1. Oktober 2018 sind die Strompreise in Österreich gestiegen und das Einsparungspotenzial bei einem Lieferantenwechsel hat sich verringert. Mit der Strompreiszonen-Trennung hätten die meisten Preiserhöhungen des letzten Jahres aber wenig zu tun, meint E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch.

Der Wechsel des Stromlieferanten sei jedoch nach wie vor attraktiv, sagte Urbantschitsch am Montagabend vor Journalisten in Wien. Mitte 2017 habe die Preisersparnis bei einem Lieferantenwechsel zwischen 200 und 332 Euro pro Jahr ausgemacht. "Jetzt beträgt die potenzielle Einsparung - das hängt natürlich davon ab, bei welchem Lieferanten man ist - zwischen 108 und 204 Euro pro Jahr."

Etwa die Hälfte aller Lieferanten habe die Energiepreise bei den Bestandskunden erhöht. "Es gibt von den regionalen Anbietern wenige, die ihre Preise nicht erhöht haben. Die Linz AG, die Energie AG und auch die Kelag haben ihre Preise nicht verändert. Das liegt daran, dass die mit einer anderen Preisstrategie hineingegangen sind, nämlich mit ziemlich hohen Preisen von Anfang an, und deswegen haben sie jetzt ihre Preise nicht geändert." Andere Anbieter wie die Energie-Allianz-Unternehmen oder die Salzburg AG hätten ihre Preise öfter geändert.

Wien Energie, Energie Burgenland und EVN hätten ihre Energiepreise im Jahresabstand um 29 bis 30 Prozent erhöht, sagte Urbantschitsch. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 3500 kWh pro Jahr ergebe das - ohne Berücksichtigung der Netzkosten sowie von Steuern und Abgaben - Preissteigerungen bis zu 69 Euro pro Jahr.

Kaum noch Preisdifferenzen

Seit dem 1. Oktober habe sich das Marktumfeld wesentlich geändert, und es gebe nun marktbeherrschende Unternehmen im österreichischen Markt, sagte Urbantschitsch. Ein Teil der Entwicklung könnte auch hausgemacht sein, und die Aufgabe der E-Control sei es, dies zu unterbinden. "Unsere Aufmerksamkeit richtet sich natürlich vor allem auf jene Unternehmen, die alleine aufgrund ihrer Größe den Markt beeinflussen können." Man werde nicht zögern, Verfahren aufgrund jeglicher Manipulationsversuche der Unternehmen einzuleiten.

Mit der Strompreiszonen-Trennung hätten die meisten Preiserhöhungen des letzten Jahres wenig zu tun, meinte der E-Control-Vorstand. "Das ist zumeist lediglich die Kommunikationsstrategie der Unternehmen." Auf Basis der gehandelten Future-Kontrakte an der europäischen Energie-Börse EEX (European Energy Exchange) für Österreich und Deutschland könne man auf einen Preisunterschied von 3,6 Euro pro Megawattstunde (MWh) für das Gesamtjahr 2019 schließen. Von Oktober 2018 bis Jänner 2019 seien die Preisdifferenzen zu Deutschland stärker gewesen als erwartet, derzeit seien sie aber kaum noch vorhanden.

"Diese Preis-Spreads weisen eine ziemlich ausgeprägte Saisonalität auf", sagte Urbantschitsch. "Wenn die Wasserführung in Österreich sehr gut ist, also wenn die Donau und die Nebenflüsse voll sind, und auf der anderen Seite in Deutschland nicht so stark die Sonne scheint oder der Wind nicht so stark weht, und wenn es dort auch mehr Stromabnehmer gibt, dann fallen die Preisunterschiede kaum oder überhaupt nicht an." Im Juni seien die Preise in Österreich sogar günstiger gewesen als in Deutschland. "Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung."

In Deutschland werde der Strompreis von den großen kalorischen Kapazitäten und von den Erneuerbaren bestimmt, erklärte Johannes Mayer, Abteilungsleiter Volkswirtschaft in der E-Control. "Wenn die kalorischen Kapazitäten am Netz sind und produzieren, haben Sie tendenziell eine größere Wahrscheinlichkeit, dass auch die auch Überschuss-Strom produzieren können oder zumindest große Teil abdecken. Wenn dann noch erneuerbare Energie dazukommt, dann ist zu viel Strom da und der Preis in Deutschland verfällt." Die "Preiseküche" in Österreich werde eher von der Donau dominiert: "Wenn die Donau viel Wasser hat, haben wir ein generell niedriges Preisniveau." Relevant sei, abhängig von der Jahreszeit, auch der Gaspreis. Die meiste Zeit - mehr als 50 Prozent der Stunden - bestehe Preisgleichheit zwischen Deutschland und Österreich.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.