In Wien tobt der Preiskampf der Billigflieger. Das torpediert der Stadt ihre Tourismusstrategie und verhagelt der AUA die Bilanz. Die Hoffnung liegt auf Kongressen.
Wien. Ein „Blutbad“ spiele sich auf dem Wiener Flughafen ab. Das diagnostizierte jüngst einer, der es wissen sollte: József Váradi hat mit seiner ungarischen Billigfluglinie Wizz Air nach der Niki-Insolvenz genau wie Easyjet, Vueling und Laudamotion versucht, ihr Erbe anzutreten. Das Match mit der Hausmacht AUA begann. Die Preise fielen, während die Passagierzahlen auf dem Flughafen heuer allein bis Ende Mai um 25 Prozent stiegen. Die Gewerkschaft ortet Lohn- und Sozialdumping und drohte am Mittwoch mit einem Generalstreik in der Hauptsaison – sollte kein Branchen-KV kommen, an den auch die Billigflieger gebunden sind. Auch der AUA setzt der Preiskampf zu. „Gerade die vielen Touristen führen dazu, dass wir einen besonders hohen Kostendruck haben, weil sie weniger als Geschäftsleute zahlen“, sagt AUA-Chef Alexis von Hoensbroech zur „Presse“. Die Kostenstruktur sei trotz der niedrigeren Ticketpreise relativ gleich. Wodurch das erste Quartal tiefrot ausfiel, die Gewinnvorgabe der Mutter, Lufthansa, von 150 Mio. Euro in die Ferne und der angekündigte Sparplan näher rückt.
Hoensbroech appelliert an Wien: Die Stadt sollte ein „urtümliches Interesse“ an seinem Drehkreuz haben. Die Billigflieger könnten das interkontinentale Netz nicht stemmen. „Bei Messen, Kongressen und der Ansiedelung von Firmen ist das erste Kriterium neben den Kosten immer die Anbindung.“ Bei Wiens Tourismuschef, Norbert Kettner, stößt diese Rücksicht auf Messe- und Kongressreisende auf Gegenliebe. Seine Tourismusstrategie 2025, die er im Herbst präsentieren will, dreht sich um den Slogan „Premium forever“. Der umsatzstarke, kulturaffine Gast soll angelockt werden – etwa der, der nach dem Kongress Freizeit in Wien anhängt. Er gibt laut Zahlen der Stadt mit 541 Euro pro Tag doppelt so viel aus wie der herkömmliche Wien-Besucher mit 266 Euro.