Mit dem Modernisierungsprogramm, das einen Teil des Wiener Airports für vier Jahre in eine Großbaustelle verwandelt, will der Flughafen in die erste Liga aufsteigen.
Wien. 30 Millionen Passagiere erwartet der Flughafen Wien im heurigen Jahr, 2030 sollen es 40 Millionen sein. Dementsprechend treibt der Flughafen die Kapazitätserweiterung voran. 2,6 Mrd. Euro schwer ist der auf zehn Jahre angelegte Ausbauplan bis 2028 – die dritte Piste ist darin noch gar nicht enthalten. Dabei geht es einerseits um den Ausbau des Flughafens zu einer Airport City mit Geschäften, Büros, Hotels und dem Businesspark mit entsprechender Infrastruktur. Zum anderen muss der Flughafen selbst modernisiert und erweitert werden.
Für einen großen Brocken erfolgte am Donnerstag in Anwesenheit der Landeshauptleute von Wien (Michael Ludwig) und Niederösterreich (Johanna Mikl-Leitner) der Spatenstich: Eine halbe Mrd. Euro fließt in die Modernisierung des ältesten Terminals 2 und des Pier Ost sowie die Neuerrichtung der Süderweiterung als Verbindung zum Terminal 3.
Der Umbau, der bereits begonnen hat, ist dringend notwendig. Das Terminal wurde 1960 errichtet und ist in die Jahre gekommen. Nach vier Jahren Bauzeit – und einer Megabaustelle, für die die Vorstände Günther Ofner und Julian Jäger bei den Passagieren um Verständnis bitten – soll das Projekt 2023 in Betrieb gehen. Geplant wurde fast ebenso lang und „besonders sorgfältig“, wie Ofner betonte: Denn nach dem Desaster mit dem Terminal 3 (ehemals Skylink), dessen Kosten- und Zeitplan bekanntlich total aus dem Ruder liefen, wollte man nicht noch einmal solche Schwierigkeiten bekommen.
Zentrale Sicherheitskontrolle
Nun werden Wände, Fußböden und Beleuchtung ausgewechselt, die Dachkonstruktion wird umfassend saniert. Vom Terminal 2 werden Passagiere nach Fertigstellung über eine neue zentrale Sicherheitskontrolle in den Einkaufs- und Gastronomiebereich sowie zur Grenzkontrolle und zu den B-, C- sowie D-Gates gelangen. Für ankommende Fluggäste entsteht ein eigener Gepäckausgabebereich mit drei Bändern.
Im Pier Ost (mit den D-Gates) werden die dezentralen Sicherheitskontrollen abgebaut und stattdessen ein weitläufiger Aufenthaltsbereich mit Gastronomie- und Einkaufsmöglichkeiten geschaffen. Der Betrieb wird während des Umbaus vorübergehend in andere Gate-Bereiche umgeleitet.
Das Herzstück des Terminalentwicklungsprogramms ist die geplante Süderweiterung: In einem eigenen Gebäude werden auf rund 70.000 Quadratmetern neue Aufenthalts- und Lounge-Bereiche, zusätzliche Bus-Gates sowie Shopping- und Gastronomieflächen entstehen.
Dabei will man den Schwerpunktauf österreichische Kulinarik und lokale Marken legen, sagte Jäger. Um die entsprechenden Partner zu finden, starten Anfang 2020 die Ausschreibungsverfahren. Die Süderweiterung soll dann auch den bequemen Transfer zwischen den F-, G- und D-Gates schaffen. Die zentrale Sicherheitskontrolle aus dem Terminal 3 wird künftig in dem neuen Gebäude zu finden sein, womit dort mehr Platz frei wird.
Klimaschutz und Energieeffizienz spielten eine wesentliche Rolle nicht nur bei diesen, sondern allen neuen Bauvorhaben des Flughafens, betonte Ofner. So wird etwa die Süderweiterung auf aktivierten Bohrpfählen errichtet, wodurch Erdwärme genutzt wird. Alle Projekte werden, was Klima- und Energiefragen betrifft, von der TU Wien begleitet. Die vor Jahren eingeleitete Nachhaltigkeitsstrategie trägt Früchte: „Wir haben seit 2012 die CO2-Emissionen um 70 Prozent und den Stromverbrauch um 40 Prozent gesenkt“, erklärte Ofner.
Mit dem Terminalprogramm will der Flughafen der nächste Fünf-Stern-Airport Europas werden. 2015 gab es die Vier-Stern-Zertifizierung durch Skytrax (die Unternehmensberatung bewertet seit 1990 die Qualität von Fluglinien und Flughäfen). (eid)
AUF EINEN BLICK
Der Flughafen Wien startet eines der größten Modernisierungsprojekte: 500 Millionen Euro fließen in den ältesten Terminal 2, den Pier Ost und die Süderweiterung. Alle Projekte sollen 2023 in Betrieb gehen und zielen auch auf die notwendige Kapazitätserweiterung ab. Heuer werden 30 Millionen Passagiere erwartet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2019)