"Die Party ist vorbei": Metaller eröffnen die Herbstlohnrunde

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Die Arbeitgeber sagen, die Metall-Industrie müsse sich auf einen „deutlichen Abschwung“ einstellen. Bei den KV-Verhandlungen seien heuer keine großen Sprünge möglich. Ganz anders sieht das freilich die Gewerkschaft.

Der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) geht mit einem pessimistischen Ausblick in die am 23. September startenden Metaller-KV-Verhandlungen. "Die Party ist vorbei. Nach einigen guten Jahren müssen wir uns auf starken Gegenwind und einen deutlichen Abschwung einstellen", sagte FMTI-Obmann Christian Knill am Montag in Wien. Ein Entgelt-Plus wie zuletzt mit rund 3,5 Prozent sei nicht drin.

Der Abschluss gilt als richtungsweisend für die Herbstlohnrunde mit vielen weiteren KV-Verhandlungen. Der Fachverbandsobmann sieht durch die Konjunkturabkühlung wenig Spielraum für die Lohnverhandlungen und fordert deswegen von der Gewerkschaft "Besonnenheit und Vernunft". Es seien "bei niedriger Inflation, einer krisenhaften Entwicklung in der Automobilindustrie und einem gedämpften Wirtschaftswachstum keine großen Sprünge möglich". Bereits in zwölf Betrieben der Metalltechnische Industrie gebe es Kurzarbeit, im Herbst des Vorjahres seien es nur zwei gewesen.

Knill zitierte vor Medienvertretern zahlreiche Konjunkturdaten, Produktionszahlen und Firmen-Stimmungsbarometer, die in den vergangenen Monaten nach unten zeigten. Unter anderem seien das Wirtschaftswachstum, die Industrieproduktion und das Produktionserwartung deutlich rückläufig. Im Jahr 2018 lag das Wirtschaftswachstum in Österreich noch bei 2,7 Prozent, heuer soll es nur mehr 1,5 Prozent betragen. 2020 soll das Wachstum weiter sinken, aktuelle Prognosedaten veröffentlicht das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für Höhere Studien (IHS) Anfang Oktober. Deutschland als wichtigster Exportmarkt für die österreichische Metalltechnische Industrie stehe vor einer Rezession, so der Fachverbandsobmann.

Bei den vergangenen KV-Verhandlungen einigten sich Metaller-Arbeitgeber und Gewerkschaft auf einen hohen Abschluss mit einem durchschnittlichen Entgelt-Plus von 3,46 Prozent gestaffelt nach Einkommen. Davor lag das KV-Plus bei 3,0 Prozent für 2018, 1,68 Prozent (2017), 1,5 Prozent (2016) und 2,1 Prozent (2015).

Gewerkschaft sieht „heuer Erntezeit"

Den pessimistischen wirtschaftlichen Ausblick der Metalltechnischen Industrie kann die Gewerkschaft nicht nachvollziehen. Das Wirtschaftswachstum bleibe weiterhin im Plus, die Voraussetzungen für "ordentliche Lohnabschlüsse" seien "gegeben", so die gewerkschaftlichen Verhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp) am Montag in einer Aussendung. Es werde "keine Zurückhaltung" geben. Die Gewerkschaft sieht bei den KV-Verhandlungen "heuer Erntezeit" für die Beschäftigten. "Die letzten acht Jahre waren gerade für die Metallindustrie äußerst erfolgreiche Geschäftsjahre"“.

Nach dem Start der KV-Verhandlungen der Metalltechnische Industrie mit rund 126.500 Beschäftigten am 23. September, folgt die Gießereiindustrie (7.400 Beschäftigte) am 3. Oktober, die Fahrzeugindustrie (34.600 Beschäftigte) am 9. Oktober, der Bereich Bergbau-Stahl (rund 17.000 Beschäftigte) am 28. Oktober und die NE-Metallindustrie (rund 6.400 Beschäftigte) am 30. Oktober sowie die Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (rund 5.000 Beschäftigte) am 30. September.

Die Arbeitgeber wollen bei den Metaller-KV-Verhandlungen "einen zeitgemäßen Kollektivvertrag" erreichen, unter anderem den Arbeiter-und Angestellten-KV zusammenzulegen. Das von der Gewerkschaft geforderte Recht auf eine Vier-Tage-Woche ist für die Metalltechnische Industrie nicht denkbar. "Einem einseitigen Recht" werde man nicht zustimmen, so Knill. Auf Unternehmensebene könne die Vier-Tage-Woche ja bereits zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern vereinbart werden.

(APA)

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