Gleichstellung: Umfrage zu Frauenquote

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30 Prozent der privaten Firmen erfüllen die Frauenquote bereits jetzt. 80 Prozent der heimischen Unternehmen halten eine Frauenquote für "nicht zeitgemäß". Die Mehrheit glaubt nicht, dass die Quote für Private kommt.

Wien. /HIEWien. Wenige Wochen ist es her, dass sich die Regierung auf eine Frauenquote für Aufsichtsräte staatsnaher Betriebe geeinigt hat. Bis 2013 sollen 25Prozent Frauen in den Kontrollgremien sitzen, bis 2018 dann 35Prozent. Glaubt man den heimischen Unternehmen, so haben die Privaten der Politik schon jetzt einiges voraus: 28 Prozent haben nach eigenen Angaben bereits einen Frauenanteil von 30 Prozent oder mehr im oberen Management. Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Beraterfirma Ernst & Young unter 202Unternehmen in Österreich durchgeführt hat.

Mit einer verpflichtenden Frauenquote für private Unternehmen kann die Mehrheit der Befragten freilich nichts anfangen. Zwar gaben 38Prozent zu Protokoll, dass es keinen anderen Weg als die Frauenquote gebe, um ausgewogene Geschlechterverhältnisse zu erreichen. Gleichzeitig halten aber fast 80 Prozent der Unternehmen eine Frauenquote für „nicht zeitgemäß“. Stattdessen müsse die Politik Rahmenbedingungen schaffen, um in den Betrieben ausgewogene Geschlechterverhältnisse herzustellen. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten meint, eine Frauenquote sei nur für staatsnahe Betriebe ein sinnvolles Instrument, nicht aber für die Privatwirtschaft.

22Prozent klare Befürworter

Als klare Befürworter der Quote deklarieren sich 22 Prozent der Firmen: Sollte eine Frauenquote für die Privaten nicht vom Staat eingeführt werden, würden sie sich um eine Umsetzung ohne gesetzliche Vorschriften bemühen.

Ein Fünftel der Firmen lehnt eine Quote mit der Begründung ab, dass sie eine Einschränkung ihrer unternehmerischen Freiheit bedeuten würde: der Freiheit, die Top-Posten auch wirklich mit dem besten am Markt verfügbaren Personal zu besetzen. Jenes Fünftel der Befragten gab auch an, dass sich die Quote sogar geschäftsschädigend auswirken könnte. Und weitere 30 Prozent sind dagegen, weil ein solches Gesetz die „ohnehin schon schwierige“ Personalsuche weiter erschweren würde.

Dass die politischen Verantwortlichen nach dem Staatssektor auch in der Privatwirtschaft durchgreifen werden, glaubt die Mehrheit nicht: Nur 37Prozent rechnen damit, dass es früher oder später tatsächlich zu einem Gesetz über eine Frauenquote für die privaten Unternehmen kommt.

Aufsichtsräte: Ein Zehntel Frauen

Die Aufsichtsräte der 200 größten heimischen Unternehmen sind nach Zahlen der Arbeiterkammer zu 10,3 Prozent mit Frauen besetzt. In den staatsnahen Betrieben waren es 2008 16 Prozent. EU-weit sind laut Daten der Kommission zwölf Prozent der Aufsichts- und Verwaltungsräte Frauen.

Die EU-Kommissarin für Justiz und Gleichstellung, Viviane Reding, hat gesetzliche Maßnahmen angekündigt, sollten Europas Firmen nicht genug unternehmen, um diesen Anteil zu erhöhen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2011)

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