Grasser: Geheimkonto in Liechtenstein entdeckt?

Grasser Geheimkonto Liechtenstein entdeckt
Grasser Geheimkonto Liechtenstein entdecktAPA
  • Drucken

Das Nummernkonto "15444" in Liechtenstein könnte laut einem Medienbericht zu Ex-Finanzminister Grasser führen. Dort ist ein Teil der Buwog-Provision gelandet.

Mit neuen Angaben aus Ermittlungsakten der Buwog-Affäre lässt das Nachrichtenmagazin "Format"  aufhorchen. Die Ermittler hätten ein bisher unbekanntes Nummernkonto in Liechtenstein gefunden, eine "heiße Geldspur" zu Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (ÖVP) werde untersucht, schreibt das Format. Das Nummernkonto "15444" bei der Hypo Investment Bank (HIB) in Liechtenstein sei im Jahr 2001 von Walter Meischberger eröffnet worden, doch dahinter werde Grasser vermutet, so das "Format". Auf dem 15444-Konto sei ein Teil der Millionenprovision aus dem Buwog-Deal des Jahres 2004 gelandet. Grasser hat stets dementiert, von der Buwog-Provision von 9,6 Millionen Euro des siegreichen Bieters Immofinanz profitiert zu haben.

Diverse Geldflüsse zwischen verschiedenen Konten wecken nun die Zweifel der Ermittler, so das Magazin. Es gehe dabei um Verbindungen zu Grasser zugerechneten Konten.  Der Anwalt von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (VP), Manfred Ainedter, hat alle Vorwürfe betreffend eines Nummernkontos in Liechtenstein zurückgewiesen, das laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Format" letztlich Grasser zuzurechnen sei. "Mein Mandant hat mit dem Konto 15444 nichts zu tun, er kennt dieses Konto nicht", sagte Ainedter heute, Donnerstag, auf APA-Anfrage. "Alle Mutmaßungen des 'Format', die unter Verwendung von amtsmissbräuchlich erhaltener Aktenbestandteile erhoben werden, werden von uns vehement zurückgewiesen".

Überweisung auf drei Konten

Die Buwog-Provision von 9,6 Millionen Euro ging zunächst nach Zypern an eine Firma von Peter Hochegger, der 2,2 Millionen Euro behielt und den Rest an einen von Walter Meischberger benannten Treuhänder Omega International LLC in Delaware in den USA weiterleitete. Von dort wurden die Millionen auf drei Konten bei der Hypo Investment Bank - "Karin", "Natalie" und eben "15444" verteilt, so das Magazin. Das "Karin"-Konto werde Ernst Karl Plech zugeordnet, der das Konto 2005 eröffnet habe. Das Konto "Natalie" mit dem Subkonto "Nati" werde Meischberger zugerechnet, der es nach seiner Freundin benannt haben soll.

Zwischen dem Konto "15444", einem Konto der Ferint AG und einem Konto der Mandarin Group fanden laut "Format" Geldflüsse statt. Mit der Ferint und mit Mandarin habe Grasser geheime Treuhandverträge. Grasser werde auch hinter dem Konto "15444" vermutet, und zwar: "Aufgrund der vom Konto '15444' erwähnten Zahlungsflüsse auf das Konto 109061 der Mandarin Group bei der Raiffeisenbank Liechtenstein und vom Konto 49214-0 der Ferint AG bei der Meinl Bank auf das Konto 109061 der Mandarin Group", zitiert das Magazin aus einem Gerichtsakt.

Investments in Grasser-nahe Firmen

Ferint und Mandarin spielten auch beim umstrittenen Hypo Alpe Adria-Investment Grassers, das er nach eigenen Angaben für seine Schwiegermutter tätigte, eine zentrale Rolle. Sie dienten Grasser als Investitionsvehikel: Eine laut Grasser bar über die Grenze nach Österreich gebrachte Summe von einer halben Million Euro wurde über die Ferint AG in Hypo-Genussscheine investiert, der Erlös (763.000 Euro) wurde Anfang 2009 via Ferint an die Mandarin Group ausgeschüttet. Diesbezüglich existiere ein Geheimkontrakt zwischen "Grasser als Treugeber und der Mandarin Group als Treunehmer", so das "Format". "Dieser Treuhandvertrag wurde von Grasser und R. (der Name wird im Format genannt, Anm.) unterzeichnet."

Das Konto 109061 bei der Raiffeisenbank Liechtenstein wurde im Oktober 2007 für die Mandarin Group eröffnet. Vom Nummernkonto "15444" sollen laut "Format" mehr als eine Million Euro geflossen sein. Das Geld sei hauptsächlich für Investments in Grasser-nahe Firmen verwendet worden, etwa wurden 2008 90000 Aktien von Meinl International Power (MIP) um 626.628 Euro gekauft. "Die Hintergründe sind noch nicht abschließend geklärt", zitiert das Magazin aus dem Polizeibericht.

Wirtschaftlich Berechtiger verschleiert?

Aktienübertragungen von Buwog-Provisionskonten auf Mandarin-Depots belasten Grasser, so das "Format". Von den Konten "Natalie" und "Nati" seien Aktien der MIP an die Mandarin Group übertragen worden. Laut Meischberger sollte durch diese Zusammenführung Grasser bei der MIP-Hauptversammlung am 21. April 2009 unterstützt werden. Allerdings sei nach der HV das vom Konto "15444" stammende Aktienpaket erst nach der Selbstanzeige Meischbergers bei der Finanz, nämlich am 30. September 2009, rückübertragen worden. Die Selbstanzeige sei bereits am 18. September erfolgt. Der Verdacht laut Gerichtsakt: "Vieles spricht dafür, dass es sich hierbei um einen Reparaturversuch mit dem Zweck handelte, den wirtschaftlich Berechtigten der Mandarin Group und des Kontos "15444" zu verschleiern".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Grasser
Österreich

Wie lief der Buwog-Deal?: Gericht „verhört“ Grasser

Zwei Stunden lang war Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser kritischen Fragen der Richterin ausgesetzt. Dabei klagt er selbst den früheren Kabinettschef Michael Ramprecht wegen übler Nachrede an.
Grasser
Österreich

Grasser vs. Ramprecht: Buwog-Medienprozess vertagt

Grasser wurde zwei Stunden befragt. Das Gericht hat Hochegger, Meischberger und Plech als Zeugen geladen.
Ramprecht und Grasser
Österreich

Grasser vs. Ramprecht: Prozess geht in zweite Runde

Kläger und Beschuldigter hatten Berufung eingelegt. Heute beginnt mit einer neuen Richterin die zweite Runde im Rechtsstreit.
Former Austrian Finance Minister Grasser listens during news conference in Vienna
Österreich

Grasser engagiert zweiten Anwalt

Neben Manfred Ainedter vertritt den Ex-Finanzminister nun ein weiterer Anwalt: Axel Bauer, der auch Rechtsbeistand von Ernst Karl Plech ist.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.