Nach Kartell-Affäre: Rosenbauer-Chef tritt zurück

Feuerwehrtechnik aus Luckenwalde
Feuerwehrtechnik aus Luckenwalde(c) dpa/dpaweb (Ralf Hirschberger)
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Julian Wagner geht aus "gesundheitlichen Gründen", hieß es vom Feuerwehrausrüster Rosenbauer. Wagner wurde zuletzt vorgeworfen, an illegalen Absprachen teilgenommen zu haben.

Nach 43 Jahren an der Spitze des Feuerwehrausstatters Rosenbauer wirft Julian Wagner das Handtuch und macht Dieter Siegel Platz, teilte das börsenotierte oberösterreichische Unternehmen am Freitag früh mit. Der Abgang erfolge aus "gesundheitlichen Gründen" per Ende September. Ab diesem Zeitpunkt solle Siegel den Vorstandsvorsitz des Familienunternehmens übernehmen, hat der Rosenbauer-Aufsichtsrat entschieden.

Wagner war in den vergangenen Wochen vorgeworfen worden, persönlich an Treffen über Preisabsprachen teilgenommen zu haben. Wagner hat bisher geltend gemacht, dass die Treffen ganz andere Gründe als Preisabsprachen gehabt hätten. Die Vorstände der anderen an den Gesprächen beteiligten Firmen sind mittlerweile nicht mehr im Amt. Wagner hatte erst vor wenigen Tagen im "Presse"-Gespräch gesagt, er sehe keinen Grund für einen Rücktritt.

Lebertransplantation als Grund

Rosenbauer-Chef Julian Wagner
Rosenbauer-Chef Julian Wagner(c) APA/HERBERT PFARRHOFER

Sein Rücktritt habe mit der Kartellaffäre unmittelbar nichts zu tun, betonte der 61-Jährige am Freitag bei einer Pressekonferenz. Er habe im Jahr 2003 eine Lebertransplantation gehabt und "der Gedanke an den Rücktritt begleitet mich schon seit einiger Zeit". In den 30 Jahren, die er an der Spitze des Unternehmens gestanden sei, sei Rosenbauer zum weltweit größten Unternehmen der Branche aufgestiegen. "Das ist eine gute Bilanz von 30 Jahren."

Die Marktabsprachen in Deutschland werden für Rosenbauer aller Voraussicht nach keine weiteren Straf- oder Schadenersatzzahlungen nach sich ziehen, so der scheidende Rosenbauer-Vorstandschef. Deshalb werde man auch keine Rückstellungen bilden, erläuterte Wagner.

Das Kartellverfahren in Deutschland sei eine komplexe Materie und habe deshalb in der medialen Berichterstattung zu Verwirrung geführt, sagte Wagner. Wichtig sei, dass das Kartellthema nur den deutschen Markt betreffe. Dazu gekommen sei es durch die Übernahme des Drehleitern-Herstellers Metz in Karlsruhe im Jahr 1998, da seien solche Marktabsprachen schon "nicht unüblich" gewesen, man sei dort sozusagen "hineingewachsen".

Ein Teil der Absprachen betraf laut Wagner Löschfahrzeuge. Die beteiligten Firmen hätten die verhängten Geldstrafen akzeptiert und bezahlt, auf Rosenbauer entfielen 10,5 Millionen Euro. Damit sei das Thema für das Unternehmen ausgestanden - allerdings werde nun routinemäßig untersucht, ob es strafrechtliche Verfehlungen natürlicher Personen gebe.
Im August 2011 habe es in diesem Zusammenhang Hausdurchsuchungen bei allen vier beteiligten Unternehmen und auch bei Kunden gegeben. "Wir sind überzeugt, dass diese Untersuchungen zu keinen Ergebnissen führen werden, die strafrechtliche Relevanz haben", zeigte sich Wagner zuversichtlich.

Gespräche über außergerichtliche Einigung

Man führe Gespräche mit dem deutschen Städte- und Gemeindebund über eine außergerichtliche Einigung. Ein Problem dabei sei, dass inzwischen der deutsche Löschfahrzeug-Hersteller Ziegler insolvent geworden sei, und der Großteil eines eventuell festgestellten Schadens würde auf den Marktführer Ziegler entfallen, so Wagner.

Der zweite Teil des komplexen Kartellthemas betrifft den Markt für Drehleitern, wo Rosenbauer in Deutschland einen Anteil von 50 Prozent hat. Auch hier gab es eine kartellrechtliche Untersuchung, Rosenbauer habe sich als Kronzeuge zur Verfügung gestellt und werde daher straffrei ausgehen, berichtete der scheidende Rosenbauer-Chef. Auch bei den Drehleitern gebe es eine strafrechtliche Seite, aber da Rosenbauer Selbstanzeige erstattet habe, sei das Verfahren eingestellt worden. Offen sei auch hier noch die Frage der Schadensfeststellung, das müsse mit den deutschen Kommunen geklärt werden.

Umsatz um Gewinn zurückgegangen

In den ersten sechs Monaten sind der Umsatz von Rosenbauer um 14 Prozent auf 236,7 Millionen Euro gefallen, das operative Ergebnis (Ebit) ging um 32 Prozent auf 14 Millionen. Euro zurück. Das Periodenergebnis sank um 22 Prozent auf 11,4 Millionen Euro.

Das Management rechnet damit, im heurigen Jahr bei Umsatz und Ergebnis mit dem "Durchschnittsniveau der letzten beiden Jahre. Dies entspricht einem Umsatz von rund 570 Millionen Euro sowie einem Ebit deutlich über 40 Millionen Euro".

(APA)

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