Kartellverdacht: EU-Razzien in Wiener Büros der OMV

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THEMENBILD: OMV(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Die EU-Kommission verdächtigt zehn Gasunternehmen des Missbrauchs ihrer Marktmacht. Die OMV will mit den Behörden kooperieren, so Chef Roiss..

Beamte der Europäischen Kommission haben in den Büros der OMV Razzien wegen des Verdachts des Marktmachtmissbrauchs und der Wettbewerbsbehinderung durchgeführt. Das bestätigte ein Sprecher des börsenotierten österreichischen Öl- und Gaskonzerns auf Anfrage der "Presse". Die EU-Wettbewerbshüter haben in 20 Unternehmen in zehn mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten solche unangekündigten Prüfungen durchgeführt, "auch bei österreichischen Unternehmen im Gasbereich", wie der OMV-Sprecher erklärte.

Der Chef des österreichischen Öl- und Gasriesen OMV, Gerhard Roiss, hat am Mittwoch bekräftigt, dass sein Unternehmen bei den Wettbewerbsuntersuchungen der EU-Kommission gegen Erdgasunternehmen in Europa mit den Behörden zusammenarbeitet. "Wir sind ein transparentes Unternehmen - wir kooperieren mit den Behörden", sagte Roiss am Vormittag in einem knappen Statement beim Eintreffen bei der "energy 2050"-Tagung des Verbund in Fuschl (Salzburg). Inhaltlich wollte er sich nicht näher äußern.

Kartellverdacht bei Gazprom-Lieferungen

Im Visier der EU-Behörden sind Unternehmen, die Erdgas abnehmen. Dazu gab es am Dienstag bei etlichen Gasunternehmen in mehreren Ländern Hausdurchsuchungen - in Österreich bei der OMV selbst, bei ihrer Tochter EconGas sowie bei der Gashandelsgesellschaft Centrex, einer Tochter der Gazprombank. In Deutschland bekamen der russische Gaslieferant Gazprom in Berlin und Deutschlands größte Ferngasgesellschaft E.ON Ruhrgas sowie RWE Besuch von den Fahndern.

Die Kommission verdächtigt in ihrer Rolle als Hüterin des fairen Wettbewerbs die Gasunternehmen, einseitig oder durch illegale Absprachen die Konkurrenz im "Upstream Supply Level", also bei der Beschaffung von Erdgas, behindert oder verzögert zu haben. Es gehe um Unternehmen, die in „Versorgung, Transport und Speicherung von Erdgas" tätig sind. Die EU-Behörde verdächtigt die 20 Unternehmen - unter ihnen auch RWE und E.On -, sich die Märkte aufgeteilt, Hindernisse für Konkurrenten beim Zugang zu Pipelines errichtet und ihre Preise künstlich hochgetrieben zu haben.

Laut APA wurden in Österreich auch Räumlichkeiten der zur OMV gehörenden Beteiligung Econgas durchsucht sowie die Gashandelsgesellschaft Centrex, eine Tochter der Gazprombank. Die EU-Kommission nannte die Namen der betroffenen Firmen nicht. Es handle sich um Unternehmen in Zentral- und Osteuropa, die in der Versorgung, der Lieferung und Lagerung von Erdgas aktiv seien.

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