Über das Einbringen von Sonderziehungsrechten in den Rettungsschirm könne man reden, heißt es aus dem Finanzministerium. Allerdings seien noch viele Fragen offen. Der Einsatz von Goldreserven ist kein Thema.
Wien/hie. Auf der fieberhaften Suche nach Möglichkeiten zur Ausweitung („Hebeln“) des Euro-Rettungsschirms hat sich in den vergangenen Tagen ein neues Thema aufgetan: Das Anzapfen von nationalen Reserven, die bei den Notenbanken liegen. Bei den Zentralbanken lagern Gold, Devisen und Währungsreserven in Form von „Sonderziehungsrechten“: Das ist eine künstliche Währung, mit der die Notenbanken Forderungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) halten. Wie am Wochenende durchgesickert ist, wurden auf dem Treffen der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) Pläne besprochen, denen zufolge die Euroländer diese Sonderziehungsrechte als Haftungen in den Rettungsschirm EFSF einbringen sollen. Auch von einem Anzapfen der Goldreserven der Zentralbanken soll die Rede gewesen sein – was von offizieller Stelle allerdings umgehend dementiert wurde.
Auch laut Harald Waiglein, Sprecher des österreichischen Finanzministeriums, beruht die Diskussion um Goldreserven auf einem Missverständnis, wie er am Montag zur „Presse“ sagte: „Der Einsatz von Goldreserven ist nie diskutiert worden.“ Der aus Frankreich stammende Vorschlag habe seiner Kenntnis nach nie klassische Devisenreserven oder Gold umfasst.
Über den Vorschlag, Sonderziehungsrechte für die Ausweitung des Rettungsschirms zur Verfügung zu stellen, könne man aber reden. Allerdings seien noch viele Fragen offen: So sei etwa noch nicht klar, wie die Hebelung der EFSF mittels Sonderziehungsrechten im Detail funktionieren soll. „Wir sind noch nicht überzeugt, dass das in der Praxis machbar ist.“ Der Vorschlag sei bereits vergangene Woche gemacht worden, Gespräche der Euro-Finanzminister darüber fänden daher bereits statt.
Auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) schließt einen Zugriff auf die österreichischen Goldbestände aus: „Gold- und Devisenreserven sind unantastbar“, sagt OeNB-Sprecher Christian Gutlederer. Anders sei das mit den Sonderziehungsrechten: Darüber müsse man in Abstimmung mit dem Finanzministerium diskutieren. Erst einmal warte man auf einen konkreten Vorschlag. „Wenn der auf dem Tisch liegt, werden wir ihn uns anschauen“, so Gutlederer. Die OeNB hält Sonderziehungsrechte in einem Volumen von 2,6 Mrd. Euro.
Weitere Sondersitzungen der Euro-Gruppe
Jean-Claude Juncker, Chef der Euro-Gruppe, schloss am Montag aus, dass für die Hebelung der EFSF auf Gold oder andere Reserven zugegriffen werden soll. „Gold ist kein Thema und war auch nie ein Thema“, sagte Juncker im Vorfeld des Euro-Gruppen-Treffens am Montagnachmittag.
Die Euro-Finanzminister beraten derzeit darüber, wie der „Hebel“ für den Rettungsschirm EFSF im Detail aussehen soll. Am Montag wurde bereits vor Beginn des Euro-Gruppen-Treffens eine nächste Sitzung für Donnerstag kommender Woche anberaumt