Will Ipic die Macht bei der OMV übernehmen?

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Der arabische Großaktionär Ipic weitet seine OMV-Beteiligung aus. Bei der spanischen Cepsa endete dies mit einer Komplettübernahme. Bisher reagierte die Wiener Börse entspannt.

Wien. Entspannt reagierte die Wiener Börse bisher auf die Ankündigung des OMV-Großaktionärs Ipic, seine Beteiligung am österreichischen Ölkonzern von derzeit 24,9 Prozent auf zumindest eine Sperrminorität in Höhe von 25 Prozent anzuheben. Wie „Die Presse“ berichtete, brachte der arabische Staatsfonds Anfang der Woche einen entsprechenden Antrag bei der heimischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ein. Auch bei der OMV selbst sehe man die Sache gelassen, heißt es dazu aus dem Unternehmen.

Dies könnte jedoch lediglich die Ruhe vor dem Sturm sein. Denn Marktbeobachter erwarten, dass Ipic den Antrag bei der BWB nicht ohne Grund eingebracht hat. Und es gibt eine Reihe von Anzeichen dafür, dass der Staatsfonds bei der OMV auch mehr als nur einen Zukauf von 0,1 Prozent plant.

Ipic nimmt Geld auf

So startete Ipic erst Mitte Oktober eine internationale Roadshow für die Begebung neuer Anleihen. Laut Mitteilung einer der betreuenden Banken soll das dadurch aufgenommene Geld für „einen von den Marktkonditionen abhängigen potenziellen Zukauf“ verwendet werden. Einiges deutet darauf hin, dass damit die OMV gemeint sein könnte.

Denn aus dem Anleihenprospekt, der der „Presse“ vorliegt, ist ersichtlich, dass Ipic die Bewertung der Beteiligung an der OMV in der eigenen Bilanz erst im Vorjahr veränderte. Wurden die OMV-Anteile bis dahin als „available for sale“ (für den Verkauf bereitgehalten) verbucht, stehen sie inzwischen in der Kategorie „equity method“, in der jene strategischen Beteiligungen verbucht werden, deren Erfolg direkt in die Bilanz der Mutter (in diesem Fall Ipic) einfließt.

Zudem stockte Ipic überraschend erst Anfang Oktober seinen OMV-Anteil von 20,4 Prozent auf 24,9 Prozent auf. Zuvor hatte der Fonds, der die OMV zusammen mit der heimischen ÖIAG über einen Syndikatsvertrag kontrolliert, seinen Anteil seit dem Einstieg im Jahr 1994 nahezu unverändert gelassen.

Dieses Vorgehen erinnert an den spanischen Ölkonzern Cepsa. Dort übernahm Ipic im Jahr 1988 zehn Prozent der Anteile. 21 Jahre lang verharrte der Fonds auf diesem Niveau. Dann ging alles verhältnismäßig schnell. Im September 2009 kaufte Ipic ein großes Aktienpaket von den beiden spanischen Banken Banco Santander und Union Fenosa und erhöhte seinen Anteil bei Cepsa schlagartig auf 47 Prozent.

Übernahmeangebot in Spanien

Der Staatsfonds war damit aber immer noch nur der zweitgrößte Aktionär nach dem französischen Ölkonzern Total, der 48,8 Prozent der Aktien hielt. Dies hinderte Ipic jedoch nicht daran, eineinhalb Jahre später, im Februar 2011, ein Übernahmeangebot für Cepsa zu legen. Das Angebot war mit 25 Prozent über dem damaligen Börsenkurs so attraktiv, dass auch die Franzosen schwach wurden und im August dieses Jahres ihre Cepsa-Anteile vollständig an Ipic verkauften. Finanziert wurde der Cepsa-Kauf von Ipic nicht mit Eigenkapital, sondern mit einer Anleihe in Höhe von 4,4 Mrd. Dollar (drei Mrd. Euro), die im März eigens dafür aufgelegt wurde.

Direkt vergleichbar sind Cepsa und OMV natürlich nicht, da die Republik Österreich über das 31,5-Prozent-Paket der ÖIAG an der OMV beteiligt ist und auch bei einer eventuellen Aufkündigung des Syndikatsvertrags durch Ipic jedenfalls eine Sperrminorität halten wird. „Wir rechnen in absehbarer Zeit nämlich nicht mit einem weiteren Privatisierungsauftrag“, heißt es dazu bei der Staatsholding. Sonst wolle man das Vorhaben des Syndikatspartners nicht weiter kommentieren.

Außerdem hat das Wirtschaftsministerium aufgrund eines neuen Gesetzes, das vergangenen Mittwoch in Kraft trat, ein Vetorecht, wenn Firmen außerhalb des EWR bei „wichtigen Infrastrukturunternehmen“ Zukäufe über der Schwelle von 25 Prozent tätigen. Entscheidend für einen positiven Bescheid sei, dass „keine Gefährdung der Interessen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung [...] zu befürchten ist“, heißt es im Gesetz. Ob damit die Verhinderung einer möglichen Mehrheitsübernahme durch den langjährigen ÖIAG-Partner Ipic zu argumentieren wäre, ist jedoch fraglich.

Grundsätzlich wäre der Zeitpunkt für eine Aufstockung des OMV-Anteils für Ipic nicht schlecht. So verlor die Aktie seit Jahresanfang rund ein Viertel an Wert und liegt bei weniger als der Hälfte ihres historischen Höchststandes.

Streit über Borealis

Und noch ein Grund spricht dafür, dass Ipic zumindest mehr Einfluss bei der OMV will. So wollte der Staatsfonds im Frühjahr dieses Jahres den von Ipic und OMV gemeinsam gehaltenen Kunststoffhersteller Borealis zur Gänze übernehmen. Die OMV sagte jedoch „Nein“, was in Abu Dhabi nicht für Freude gesorgt haben soll. Nun könnte man sich dort denken: Wenn wir die gemeinsame Tochter nicht bekommen, dann greifen wir halt gleich nach der Mutter.

Auf einen Blick

Der OMV-Großaktionär Ipic will seinen Anteil am heimischen Energiekonzern von 24,9 Prozent auf zumindest 25 Prozent anheben. Es gibt jedoch Indizien, dass Ipic die Macht bei der OMV übernehmen will. So sammelt der arabische Staatsfonds gerade Geld für einen „potenziellen Zukauf“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2011)

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