Waffenfabrikant Glock ordnet sein Imperium neu

(c) APA (Gert Eggenberger)
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Milliardär Gaston Glock hat seine Kinder aus dem Unternehmen ausbezahlt und liefert sich nun einen spitzfindigen Rechtsstreit mit seiner ehemaligen Ehefrau.

Wien. Jahrzehntelang hielt sich Gaston Glock an eine bekannte österreichische Tradition: Über Geld spricht man nicht, man hat es. Über den Gründer der gleichnamigen Waffenfabrik, deren Pistolen von Polizeieinheiten weltweit verwendet werden, war wenig Privates und schon gar nichts Finanzielles bekannt. Jetzt aber bricht Glock erstmals mit der Tradition: Über seine Anwälte erklärt er der „Presse“, wie er sein Unternehmen neu strukturiert, mit welchen Summen seine Kinder und seine Exfrau ausbezahlt wurden und wie sein Lebenswerk, die Firma Glock, künftig weitergeführt werden soll.

Die wesentlichste Änderung betrifft die Stiftungen, die im Hintergrund des Glock-Imperiums mit dreistelligen Millionenumsätzen (allein die Glock GmbH setzte 2010 etwa 115Millionen Euro um) stehen. Mit Neugründungen und Änderungen im Stiftungszweck geht es künftig nicht mehr darum, dass die Familie versorgt wird und die Nachkommen, „sofern diese persönlich wie fachlich geeignet sind, in sein (Gaston Glocks, Anm.) unternehmerisches Lebenswerk an geeigneter Stelle eingebunden werden“.

„Nutzen für Allgemeinheit“

Vielmehr sollen die Gewinne aus dem Waffenverkauf künftig für Forschung, Entwicklung und Wissenschaft sowie zur Unterstützung von sozialen Projekten verwendet werden. „Es soll die Allgemeinheit von den Erträgen aus meinen Erfindungen und aus der unternehmerischen Tätigkeit einen angemessenen Nutzen haben“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Glock auf eine Anfrage der „Presse“. Weiters soll es auch einen Preis für „hervorragende erfinderische Leistungen“ geben, der nach ihm benannt sein wird.

Für die Neuausrichtung zahlte der 82-Jährige in den vergangenen Jahren seine Kinder aus, die früher im väterlichen Unternehmen tätig waren. Im Gegenzug unterschrieben sie sogar einen Verzicht auf einen Erbpflichtteil, der nahen Verwandten normalerweise einen Teil des Nachlasses garantiert.

„Die Presse“ hat eine detaillierte Aufstellung über die Millionenabfindungen: So erhielt beispielsweise Robert Glock Zuwendungen in Höhe von 20Millionen Euro sowie eine Immobilie in Wien mit einem Wert von 1,3Millionen Euro und eine Villa in Pörtschach. Insgesamt wurde jedes Kind mit etwa 26Millionen Euro abgefertigt.

Exfrau Helga hatte ihre Anteile am Unternehmen Glock in den Jahren 1999 und 2000 weitgehend an die Stiftungen übertragen. In den folgenden Jahren erhielt sie mehr als 30Millionen Euro, sie hat auch einen großzügigen Angestelltenvertrag bei der Glock GmbH inklusive Dienstwagen (Mercedes CLK), der aber mit Ende des Jahres gekündigt wurde.

Hintergrund für die Umstrukturierungen dürfte die neue Frau an Glocks Seite sein. Kürzlich heiratete er die um 52 Jahre jüngere Chefin seines „Glock Horse Performance Center“ in der Nähe von Villach. Dafür ließ sich Glock im Juni dieses Jahres von Helga Glock scheiden, von der er nach eigenen Angaben seit 1994 getrennt lebt.

Langwieriger Rechtsstreit

Dass Glock nun so offen über die Abfindungen und Neuausrichtungen Auskunft gibt, hängt mit Berichten der Zeitschrift „News“ zusammen. Darin wird über einen Rosenkrieg im Hause Glock geschrieben, der sich um die verbliebenen Anteile von Helga Glock an dem Unternehmen drehen soll.

Dabei kommt es zu allen möglichen juristischen Spitzfindigkeiten, die unter anderem dazu geführt haben, dass Glock plötzlich nicht mehr Geschäftsführer der Glock GmbH ist und im Firmenbuch nur noch als „Notgeschäftsführer“ der Gaston Glock GmbH geführt wird (die freilich keine operativen Tätigkeiten wahrnimmt).

Grund dafür sei ein Fehler der Berater des 82-Jährigen gewesen, meinen die Anwälte der Exfrau. Glock selbst lässt auf Anfrage der „Presse“ wissen, dass es in erster Linie darum gegangen sei, einem „Kreuzverhör“ der Anwälte seiner Exfrau bei der Gesellschafterversammlung zu entgehen. Er werde bereits in Kürze wieder als Geschäftsführer im Firmenbuch stehen. Sein Unternehmen sei jederzeit „voll handlungsfähig“ gewesen, da es außer ihm noch drei weitere Geschäftsführer gebe, die sein Vertrauen genießen würden.

Die Causa ist noch nicht ausgestanden, Gaston Glock wird nicht so schnell wieder in sein traditionelles Schweigen verfallen können. Die Anwälte seiner Exfrau wollen in dem Streit bis zum Verfassungsgerichtshof gehen.

Auf einen Blick

Der Milliardär Gaston Glock richtet seine Stiftungen neu aus und strich die Versorgung der Familie als Stiftungszweck. Dafür bezahlte er seinen Kindern jeweils um die 26Millionen Euro, die im Gegenzug auf Ansprüche verzichteten. Mit seiner Exfrau gibt es derzeit einen heftigen Rechtsstreit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2011)

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