AUA: Gewerkschaft wütend, will aber verhandeln

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Die Kündigung des Bord-Kollektivvertrags ist für die Gewerkschaft „befremdlich“. Das Management fordert eine Abschaffung von Automatismen, wegen denen die Personalkosten jährlich um sieben Prozent steigen.

Wien. Am Tag nach dem von der AUA-Führung aufgekündigten Kollektivvertrag gingen die Wogen hoch: Als „befremdlich“ bezeichnet Rudolf Kaske, Vorsitzender der zuständigen Gewerkschaft Vida, das Vorgehen der AUA-Spitze. So sei er lediglich mittels Fax von der Entscheidung in Kenntnis gesetzt worden, erst eine halbe Stunde später habe AUA-Vorstand Peter Malanik den persönlichen Kontakt via Telefon gesucht. „Dies, obwohl es sich dabei ja nicht um eine Pipifax-Angelegenheit handelt“, wie Kaske gegenüber der „Presse“ sagte.

Die Rolle des Verhandlungsführers der Gewerkschaft, Wolfgang Hable, sieht Kaske naturgemäß anders als die AUA-Führung. Wie berichtet, wird Hable vorgeworfen, die Verhandlungen von einer voll vergüteten Freistellung für seine gewerkschaftlichen Tätigkeiten abhängig gemacht zu haben. „Hable war für den Verhandlungstermin am Dienstag von der AUA freigestellt. Dennoch wurde er per SMS zum Dienst abberufen. Bei der AUA weiß die linke Hand anscheinend nicht, was die rechte tut“, so Kaske.

Von der AUA wird besagtes SMS bestätigt. Allerdings habe Malanik Hable vor Ort gesagt, dass er es missachten könne. Dies habe diesen nicht davon abgehalten, die Verhandlungen abzubrechen.

„Der Ball liegt bei der AUA“

Grundsätzlich wollen beide Seiten jedoch lieber über die Zukunft sprechen. Und für diese haben beide denselben Wunsch: Verhandlungen. „Die Kündigung des Kollektivvertrages ist für uns der Plan B. Priorität haben für uns Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag“, sagt AUA-Sprecher Peter Thier. „Wir schlagen vor, dass es zuerst einmal mit dem Betriebsrat und im Anschluss dann nochmal mit der Gewerkschaft Verhandlungen geben soll. Der Ball liegt bei der AUA“, so Kaske. Bisher war der Betriebsrat von Gewerkschaftsvertreter Hable zu den Verhandlungen nicht eingeladen worden.

Dass es nun doch noch Verhandlungen geben dürfte, heißt aber nicht, dass es zwangsläufig zu einer Einigung kommt. So habe die AUA „180 Änderungswünsche beim Kollektivvertrag“ übermittelt, sagt Kaske. „Dies alles auszuverhandeln würde bis Weihnachten dauern.“ AUA-Chef Jaan Albrecht will das Sparpaket in Höhe von 260 Mio. Euro jedoch bereits am 29. Februar in seinen Eckpunkten im AUA-Aufsichtsrat präsentieren.

Denn erst wenn dieses Paket vorliegt, besteht für die AUA eine Chance, zusätzliche Mittel in Höhe von rund 100 Mio. Euro von der Lufthansa zu erhalten, mit denen neue Flugzeuge angeschafft und so die Flotte bereinigt werden soll. Die AUA-Führung will daher bis zur Aufsichtsratssitzung zumindest bei den „Eckpunkten“ eine Einigung erzielt haben.

39 Gehälter Abfertigung

Entscheidend sei dabei ein Wegfall der automatischen Gehaltssteigerungen. So sollen die automatische Inflationsabgeltung durch jährliche Verhandlungen sowie Annual- durch Biennalsprünge ersetzt und zusätzlich die jährlichen Flugstunden von maximal 800 auf international übliche 900 gesteigert werden. „Bisher steigen die Personalkosten durch die Automatismen um sieben Prozent pro Jahr“, so Thier. Auch die Abfertigungen für Piloten mit alten Verträgen (vor 2004) sollen von 39 auf zwölf Gehälter gesenkt werden. Diese erhalten derzeit bei einem Durchschnittsgehalt von 13.000 Euro brutto im Monat eine Abfertigung von über einer halben Mio. Euro.

Ziel ist eine Annäherung an den Vertrag der Tochter Tyrolean, bei der das Piloten-Durchschnittsgehalt mit 7000 Euro brutto nur etwas mehr als die Hälfte beträgt. Dieser Vertrag ist für Kaske derzeit aber „überhaupt kein Thema“.

Doch auch bei der Tochter will die AUA weiter sparen. So soll es laut einem der „Presse“ vorliegenden Änderungs-KV dort eine Senkung der Gehälter um zehn Prozent geben, wenn sich die AUA „in einer Krise befindet“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2012)

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