Schlecker Österreich sucht Käufer

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Der Anwalt von Schlecker Österreich bestätigt Gespräche mit Investoren über die österreichische Tochtergesellschaft. Die deutsche Mutter erhält eine letzte Galgenfrist.

Wien/Apa/Juk. Eigentümerfamilie und Management der deutschen Drogeriemarkt-Kette Schlecker haben lange Zeit beteuert, dass die Pleite der deutschen Mutter die österreichische Tochter nicht tangiere. „Österreich ist und bleibt eigenständig und erfolgreich“, formulierte Lars Schlecker, Sohn des Firmengründers Anton, bei seinem Wien-Besuch im Februar. Ein Verkauf der 930 Geschäfte umfassenden Filialkette in Österreich war zu dieser Zeit kein Thema.

Nun ist alles anders: Schlecker Deutschland hat nur noch bis Freitag Zeit, um zu verhindern, dass der Betrieb eingestellt und die Mitarbeiter gekündigt werden. Auch Österreich mit seinen rund 3000 Mitarbeitern wäre betroffen: Für die Gesellschaft hierzulande gibt es nun ebenso wie für Deutschland Gespräche mit Investoren, bestätigte Klaus Ferdinand Lughofer, Anwalt von Schlecker Österreich. Details dazu gab er nicht bekannt. Auch die Konkurrenten im Drogerie-Fachhandel Bipa und DM hielten sich bedeckt. Sie wollten nicht kommentieren, ob sie zumindest an einem Teil der Standorte Interesse hegen. Im Fall von Bipa und DM dürfte eine Übernahme wettbewerbsrechtlich schwierig werden – beide Unternehmen halten große Anteile am Drogerie-Fachhandel in Österreich. In einem ähnlich gelagerten Fall, als es um die Zukunft des Lebensmittelhändlers Zielpunkt ging, hatte Theodor Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, betont, dass eine Aufteilung der Zielpunkt-Filialen auf die Branchenriesen Rewe und Spar sowie Händler Pfeiffer ein „No-Go“ für die Behörde darstelle. Die Konzentration im Lebensmittelhandel sei ohnehin schon sehr hoch. (Anfang Februar 2012 hat Finanzinvestor BluO Zielpunkt an eine Investorengruppe rund um Vorstandsvorsitzenden Jan Satek verkauft.)

Noch kein akzeptables Angebot

Im Drogerie-Fachhandel ist die Konzentration nicht minder hoch: Geht man nach den Zahlen von Nielsen, hält Bipa rund 45 Prozent, DM 36 Prozent und Schlecker knapp unter 19 Prozent. Diese Betrachtung schließt jedoch ausschließlich diese drei Wettbewerber ein. Müller ist darin nicht enthalten, ebenso wenig sind es Parfümerieketten und die in Supermärkten verkauften Drogerie-Artikel.

Sollte das Österreich-Geschäft einen neuen Eigentümer erhalten, dürfte nicht auszuschließen sein, dass sich dieser die Rosinen aus dem Filialnetz herauspickt. Denn obwohl die Zahl der Standorte in den vergangenen Jahren von rund 1200 auf nunmehr 930 sank, betreibt Schlecker immer noch deutlich mehr als die Konkurrenten Bipa (580 Filialen) und DM (376 Standorte). Zudem gehören dazu auch viele Standorte in schlechten Lagen. Für das Unternehmen in Österreich spricht, dass es im Gegensatz zur deutschen Mutter bei einem Umsatz von rund 300 Mio. Euro zuletzt Gewinne geschrieben hat.

In Deutschland gilt der Investor Nicolas Berggruen, der zuletzt die Kaufhauskette Karstadt übernahm, als große Hoffnung für die Schlecker-Mitarbeiter. Berichten zufolge soll er sich für den gesamten Konzern interessieren. Sein Sprecher Wolfgang Weber-Thedy bestätigt das nicht. „Wir dementieren nur nicht, dass die Berggruen-Holding Gespräche mit der Insolvenzverwaltung geführt hat.“ Die Gläubiger der Schlecker Muttergesellschaft – darunter Kreditversicherer Euler Hermes und die Einkaufsgemeinschaft Markant – haben am vergangenen Freitag getagt. Nachdem aus ihrer Sicht noch keine Angebote mit akzeptablem Kaufpreis vorliegen, setze Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz eine Galgenfrist bis Freitag.

Auf einen Blick

Für Schlecker Österreich werden Gespräche mit Investoren geführt, bestätigte der Anwalt der Tochterfirma. Den Gläubigern der deutschen Mutter müsse bis Freitag ein akzeptables Angebot vorgelegt werden, sonst droht das endgültige Aus. Davon wäre auch Schlecker Österreich betroffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2012)

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