Markus Beyrer zieht offenbar die Konsequenzen aus der Telekom-Affäre. Er verlässt die ÖIAG und geht nach Brüssel, um den Arbeitgeberverband "Businesseurope" zu leiten.
Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass für die Verstaatlichtenholding ÖIAG ein neuer Chef gefunden wurde. Jetzt muss neuerlich mit der Suche begonnen werden: ÖIAG-Chef Markus Beyrer verlässt das Unternehmen. Ihn zieht es nach Brüssel, wo er per Jahresende die Generaldirektion von "Businesseurope" übernehmen wird - ein europäischer Arbeitgeberverband mit 41 Mitgliedern aus 35 Ländern.
Damit kehrt Beyrer quasi zu seinen Wurzeln zurück: Bevor er im vergangenen Jahr den Chefsessel der ÖIAG übernommen hatte, war er jahrelang Generalsekretär der österreichischen Industriellenvereinigung gewesen.
Interessen von Arbeitgebern zu vertreten, scheint dem bald 47-Jährigen Beyrer jedenfalls weitaus mehr zu liegen als das Management staatlicher Beteiligungen: In seiner kurzen Ära als ÖIAG-Chef war Kritik ständiger Begleiter des Markus Beyrer gewesen.
Das begann schon bei der Handhabung des Telekom-Skandals, kurz nachdem Beyrer den ÖIAG-Chefsessel übernommen hatte. Die ÖIAG hält 28,42 Prozent an der Telekom, und Beyrer - der den Vorsitz des Aufsichtsrates übernommen hatte - wurde von Anbeginn vorgeworfen, die Durchleuchtung des Skandals zu zögerlich anzugehen. Dass dann auch noch publik wurde, dass er in seiner Zeit als IV-Generalsekretär an von der Telekom finanzierten Jagdausflügen teilgenommen hatte, war seinem Image auch nicht gerade förderlich.
Mit Investor Pecik überfordert
Zu all dem Ungemach kam dann noch Investor Ronny Pecik: Der kaufte in den vergangenen Monaten sukzessive Anteile an der Telekom - und Beyrer wurde nachgesagt, mit der Situation völlig überfordert zu sein: Zunächst wurde Pecik bekämpft, dann arrangierte man sich doch mit ihm. Um Pecik einen Sitz im Telekom-Aufsichtsrat zu gewähren, wurde das Kontrollgremium - unter lautstarker Kritik der Aktionäre - einfach aufgestockt.
Und dann gibt es auch noch Gerüchte um die OMV, an der die ÖIAG zu 31,5 Prozent beteiligt ist: Angeblich will das Scheichtum Abu Dhabi, das bereits 24,9 Prozent an der OMV hält, seine Anteile aufstocken.
Zores an allen Ecken und Enden also - Markus Beyrer soll sich seiner Aufgabe nicht gewachsen gefühlt haben. Und zieht nun die Reißleine.
Doch damit stellt er die Politik - vor allem die ÖVP - vor ein veritables Problem: Nachdem klar war, dass der frühere ÖIAG-Chef Peter Michaelis in Pension geht, war es zum Streit mit der SPÖ gekommen: Diese forderte zunächst einen zweiten Vorstand in der ÖIAG, um dort eine Person ihres Vertrauens zu installieren. Dann, als sich dies als aussichtslos erwies, verlangte die SPÖ überhaupt die Abschaffung der ÖIAG. Diese sei nur teuer, hieß es, und für das Verwalten weniger Staatsbeteiligungen absolut nicht notwendig.
Angesichts der Turbulenzen rund um die Telekom- und die OMV-Beteiligungen dürfte die SPÖ nun nicht mehr für eine Auflösung der ÖIAG sein. Doch Begehrlichkeiten auf einen ÖIAG-Vorstandsposten sind wieder geweckt worden. Angesichts der wenig erfolgreichen Performance von ÖVPler Markus Beyrer wird die Volkspartei dem Ansinnen wenig entgegen zu setzen haben. Zumal bei Personalfragen in der Koalition neuerdings wenig Harmonie herrscht.