Bawag-Deals: Die irren Geschäfte der ÖGB-Bank

Wie die Bawag im Auftrag der Eigentümer an die Wand gefahren wurde.

Wien (ju). Die Deals, mit denen die Bawag schlingernden Betrieben im Umkreis von ÖGB und SPÖ unter die Arme greifen musste, waren teilweise haarsträubend. Die interessantesten:


•Der Konsum Österreich, zu Walter Flöttls Zeiten bereits ein Handelsriese auf tönernen Füßen, hielt sich zur Geldbeschaffung eine eigene Bank, die Konsumbank. Praktisch einziger Kunde: der Konsum. Als für Banken Großkreditrichtlinien eingeführt wurden, wurde es für den Handelsriesen haarig: Er hätte sich von seiner Bank nur mehr relativ kleine Summen ausborgen können. Der Ausweg: Die wertlose Bank wurde um 165 Millionen Schilling der Bawag umgehängt, insgesamt kostete der Deal die Gewerkschaftsbank laut Flöttl 232 Millionen Schilling.


•Keinen kaufmännischen Gesichtspunkten entsprechen wohl auch einige Immobiliengeschäfte: Die Bawag musste ihrem Haupteigentümer ÖGB vier Liegenschaften in Wien (Gloriettegasse, Strudlhof, Treitlstraße und Palais Strudlhof) um 280 Millionen Schilling teuer abkaufen, der ÖGB mietete die Objekte dann zum Diskontpreis zurück. Jährlicher Nachteil für die Bawag laut Flöttl: 37,2 Millionen.


•Ähnlich toll war der ÖGB auch als Bankkunde: Er lieh sich von seiner Bank Geld zu etwas mehr als sechs Prozent aus (ziemlich günstig in der damaligen Hochzinsphase) und bekam für seine Einlagen gut acht Prozent. Eine Dauersubvention der Bank an ihren Eigentümer.


•Nicht schlecht auch die, so Flöttl in seinem Brief, „ertragslosen Vermögensübernahmen“ von der SPÖ. Pleitebetriebe wie Vorwärts, Express, Presse-Haus und Elbemühl wurden übernommen, was die Bank um rund 231 Millionen Schilling erleichterte. Von der SPÖ wurde auch die „faktisch insolvente“ Ruefa, ein Reisebüro, übernommen. Zum Preis von 68 Millionen statt des symbolischen Schillings, der normalerweise für „faktisch insolvente“ Betriebe auf den Tresen gelegt wird.

Die Ruefa erwies sich allerdings ausnahmsweise nicht als Klotz am Bawag-Bein: Sie konnte erfolgreich saniert werden und brachte später einen viel höheren Verkaufspreis.

•Legendär sind die zahlreichen Deals mit Notenbank-Aktien im SP-Bereich. Die Transaktionen zu weit überhöhten Kursen sind in der nebenstehenden Geschichte beschrieben.

Die Bankkunden und die Öffentlichkeit bekamen von den haarsträubenden Deals freilich wenig mit: Nach außen hin wurde die Bawag als erfolgreiche Bank präsentiert, die es schaffte, Jahr für Jahr neue Rekordbilanzen vorzulegen, obwohl sie auch ihren ÖGB-Auftrag, einfachen Kunden bessere Konditionen als andere Bankinstitute zu gewähren, erfüllte. Dass die Fassade schlussendlich nur mehr durch äußerst riskante Spekulationsgeschäfte aufrechterhalten werden konnte, die schließlich zum Zusammenbruch führten, steht auf einem anderen Blatt.

Bei seinen Vorstandskollegen aus anderen Banken machte sich Flöttl mit seinem offensiv zur Schau getragenen Erfolgsgehabe jedenfalls wenig beliebt. Einer von ihnen zur „Presse“: „Der hat uns ja als Vollidioten hingestellt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2008)


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