Deutscher Versorger Uniper will mit kleinen Schritten aus der Krise

AFP (PATRIK STOLLARZ)
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Die unter dem Druck des Ökostrombooms stark gefallenen Strom-Großhandelspreise reißen tiefe Löcher in ihre Bilanz des Versorgers Uniper

Wenn Uniper-Chef Klaus Schäfer auf seine Kohle- und Gaskraftwerke schaut, kommt bei ihm keine Freude auf. "Unsere Kraftwerke stehen stark unter Margendruck", klagt der Manager. Klassische Versorger wie die frühere E.ON-Tochter oder der Essener Konkurrent RWE kämpfen auch nach Jahren noch mit der Energiewende.

Die unter dem Druck des Ökostrombooms stark gefallenen Strom-Großhandelspreise reißen tiefe Löcher in ihre Bilanz. RWE hat für 2016 bereits einen Rekordverlust von 5,7 Milliarden Euro vorgelegt. Die am 9. März erwarteten Zahlen von Uniper dürften unter dem Strich nicht viel besser ausfallen.

Nach neun Monaten hatte Uniper bereits einen Fehlbetrag von 4,2 Milliarden Euro in den Büchern. Vor allem Abschreibungen auf Kohlekraftwerke und Gasspeicher schlugen dabei durch. Schäfer will den Konzern mit kleinen Schritten aus der Krise führen. Er will Beteiligungen verkaufen, die Kosten senken, Kraftwerke stilllegen und neue Dienstleistungsgeschäfte ausbauen. Die Investoren hält der frühere E.ON-Finanzchef mit einem Dividendenversprechen bei der Stange. Für 2016 soll es 55 Cent je Anteilsschein geben. Der 49-Jährige setzt dabei auf eine gewisse Kontinuität, so dass bei der Bilanzpressekonferenz auch Aussagen zur Dividendenpolitik im Fokus stehen werden. Für 2017 erwarten einige Analysten 63 Cent je Papier.

Ohne die Abschreibungen sieht es besser aus. Uniper hatte für 2016 einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuer und Abschreibungen (Ebitda) von 1,9 bis 2,2 Milliarden Euro angepeilt. Nach Reuters-Daten trauen Analysten dem Konzern ein Ergebnis am oberen Ende zu. In den ersten neun Monaten war der operative Gewinn um 600 Mio. auf 1,8 Mrd. geklettert, was vor allem günstigeren Verträgen für den Bezug von Erdgas zu verdanken war. Auch die Aktie hält sich. Seit dem Börsengang von Uniper Mitte September ist der Kurs um mehr als 3 Euro auf etwa 13,45 Euro gestiegen. Für weiteren Auftrieb könnten geplante Beteiligungsverkäufe sorgen. Sie sollen bis Ende dieses Jahres mindestens zwei Milliarden Euro einbringen.

"Attraktive Story"

Viele Uniper-Anleger hoffen zudem darauf, dass sich die Strompreise wieder erholen, zumal bis 2022 die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gehen. Gewiss ist eine Preiserholung aber keineswegs, wie Fondsmanager Thomas Deser von Union Investment im Gespräch mit Reuters betont. Er hofft stattdessen, dass die Bilanz in der kommenden Woche positive Überraschungen bereithält. So könnte Uniper im Russland-Geschäft vom stärkeren Rubel profitieren. Für den Brand im dortigen Kraftwerk Beresowskaja 3 könnten Versicherungszahlungen fällig werden und beim Gasgeschäft höhere Preise zu Buche schlagen. Fortschritte seien auch bei den geplanten Einsparungen möglich.

Auch die Experten von Barclays sehen Potenzial. "Uniper bleibt für uns eine attraktive Story mit einem starken Management-Team, mit einer klaren und robusten Dividenden-Politik und dem Bemühen um eine Kosten- und Ausgabendisziplin." Schäfer will die beeinflussbaren Kosten um 400 Millionen 1,9 Milliarden Euro drücken. Dazu beitragen sollen Einsparungen beim Einkauf und der IT. Auch sollen Kraftwerke in den Niederlanden und Schweden geschlossen werden. Allein beim Personal will er nach Gewerkschaftsangaben 100 Millionen Euro einsparen. Uniper wolle unter anderem Änderungen bei den erfolgsabhängigen Vergütungen, dem Weihnachtsgeld, den vermögenswirksamen Leistungen oder Jubiläumsleistungen. Die Gewerkschaft Verdi geht bereits auf die Barrikaden. "Der Wind wird eisiger. Wir erwarten sehr harte und schwierige Verhandlungen."

(Tom Käckenhoff/Reuters)

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