133 Holzkraftwerke fürchten das Aus

Vor einigen Jahren boomten Hackschnitzelanlagen.
Vor einigen Jahren boomten Hackschnitzelanlagen.mainowa.ag (Tom Wolf)
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Ökostrom wird - zumindest am Rande - zum Wahlkampfthema: Die Branche wirbt um neue Förderungen, die die SPÖ ablehnt.

Für die Betreiber von Solar- und Windanlagen war der Wahlkampf ein Glück: Ende Juni beschloss der Nationalrat die Novelle zum Ökostromgesetz und stockte die staatlichen Fördermittel für die kommenden Jahre um etwa 800 Millionen Euro auf. Auch die Biogasbetreiber, deren miserable wirtschaftliche Lage Grund für die Novelle war, hatten Glück und erhalten bis 2021 etwa zwölf Millionen Euro im Jahr zusätzlich.

Pech haben die Besitzer von Holzkraftwerken, denen der Staat ebenfalls hohe Abnahmepreise für ihren Strom garantiert hat: Nicht nur, dass die Verträge der meisten 133 Anlagen zwischen 2018 und 2020 auslaufen, also lange nach der Wahl. Sie geraten jetzt sogar noch in den Wahlkampf: SPÖ-Chef, Bundeskanzler Christian Kern hatte diese Technologie vor einer Woche als „zu teuer“ kritisiert. Biomasse und Biogas seien ineffizient, sie würden nur deshalb finanziell unterstützt, weil es „zu viel Agrarlobbyismus“ gebe. Daher müsse man sich von diesen Technologien trennen.

Der Biomasseverband und die Forstwirtschaft konterten am Montag mit einer Kampagne, die vor dem Ende der Holzkraftwerke warnt. Und mischen damit ebenfalls im Wahlkampf mit: Denn die meisten Biomassekraftwerke werden von Landwirten betrieben, die klassische Wählergruppe der Volkspartei. Und der Vorsitzend des Biomasseverbandes, Josef Plank, war einst Agrarlandesrat der ÖVP in Niederösterreich (von 2000 bis 2009).

Die Organisationen drängen darauf, schon jetzt eine Verlängerung der Verträge für Strom aus Holz zu garantieren. Dabei komme es gar nicht so sehr auf das Fördermodell an. „Mir ist Wurst, wie das Modell ausschaut. Es muss uns helfen, wirtschaftlich zu überleben“, meinte Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager. Ohne Subventionen sei das schlicht nicht möglich.

Fünf Prozent des Strombedarfs

Zudem werde durch Holzkraftwerke ein umweltfreundlicher Strom produziert, argumentiert Plank. Würden die Kraftwerke aus Mangel an Förderungen zusperren, müsste man „Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken importieren“. Aktuell werde etwa fünf Prozent des österreichischen Stroms aus Holz produziert.

Für Strom aus Holz wird zwischen zehn (sehr große Anlagen) und 14,8 Cent pro Kilowattstunde bezahlt (der reguläre Strompreis schwankt zwischen drei und acht Cent pro Kilowattstunde ohne Leitungsaufschläge und Steuern). Ohne diese Förderungen sei eine Anlage nicht profitabel zu betreiben. Die Besitzer von Holzkraftwerken müssten daher jetzt schon wissen, ob es neue Förderverträge gebe, bevor sie weiter in ihre Anlage investieren.

Strom aus Holz war vor einigen Jahren der große Trend. Nur machte der Markt allen Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung: Die Holzpreise stiegen in den vergangenen Jahren massiv, auch das Schadholz, das üblicherweise verbrannt wird, wurde teurer. Selbst die Bundesforste haben sich mittlerweile von ihren 30 Hackschnitzelanlagen getrennt, die sie einst mit der Kärntner Kelag betrieben hatten.

Nur effizient mit Wärmenutzung

Zur reinen Stromerzeugung, darüber sind sich alle Experten einig, ist Biomasse mittlerweile nicht mehr geeignet. Holz hat nur einen Wirkungsgrad von etwa 30 Prozent, andere Rohstoffe sind weitaus effizienter.

Erst wenn man mit der Anlage auch die Wärme nützt, die entsteht – etwa als Fernwärme –, zahlt es sich aus. Doch das kann man nicht immer, wie das Beispiel des Biomassekraftwerks in Wien-Simmering zeigt. Im Winter wird die Wärme zwar genützt, im Sommer aber genügen die Müllverbrennungsanlagen in Wien, um den Bedarf zu decken. Der Dampf aus dem Biomassekraftwerk wird dann gekühlt und zurückgeführt – in den Donaukanal.

Das Argument, dass Holz zu wertvoll sei, um es zu verbrennen, lässt Biomasseverbands-Chef Plank nicht gelten. Man verwende Holz, das sonst kaum Verwendung finde, nicht einmal zur Herstellung von Paper. „Unser Rohstoff ist kein Konkurrent, an ihm gibt es auch keinen Mangel.“ Gerade derzeit, wo es aufgrund des Borkenkäfers viel Schadholz gebe. (rie)

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