Trumps Iran-Ausstieg treibt Ölpreise in die Höhe

Eine Frau auf einer Erdöl-Messe im Teheran
Eine Frau auf einer Erdöl-Messe im Teheranimago/Xinhua
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Die US-Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran dürfte weitreichende Folgen für den Ölmarkt haben. Anleger fürchten Lieferausfälle des wichtigen Ölexporteurs Iran.

Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran befeuert die Ölpreise. Anleger fürchten Lieferausfälle des wichtigen Ölexporteurs Iran und daraus resultierende Engpässe auf dem Weltmarkt. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent stieg am Mittwoch um bis zu 3,1 Prozent auf 77,20 Dollar je Barrel, den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren.

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Es herrscht die Sorge, dass die iranischen Ölexporte um eine Million Barrel pro Tag zurückgehen", sagte Volkswirt Tomomichi Akuta von Mitsubishi UFJ Research and Consulting. Deswegen könnte sich Brent demnächst noch bis auf rund 90 Dollar verteuern, ergänzte Akuta. Viel stärker dürfte es nach Einschätzung von Experten aber nicht nach oben gehen, unter anderem weil Saudi-Arabien seine Fördermengen erhöhen dürfte.

US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag das Abkommen von 2015 aufgekündigt, neue Iran-Sanktionen beschlossen und weltweit Kritik sowie Furcht vor einer atomaren Aufrüstung im Nahen Osten ausgelöst. Analysten zufolge trifft das den Ölmarkt empfindlich. Der Iran ist drittgrößter Exporteur und das Angebot auf dem Weltmarkt wegen der Fördergrenze der Opec-Staaten bereits verknappt. Analysten der ANZ-Bank erklärten, dass mit Trumps Entscheidung "ein Szenario eintritt, bei dem der Markt für Rohöl sich im zweiten Halbjahr 2018 erheblich anspannt".

Denn seit der Lockerung von Sanktionen Anfang 2016 ist der Iran nach Saudi-Arabien und dem Irak der wichtigste Spieler auf dem Weltmarkt. Seine täglich geförderten 3,8 Millionen Barrel machen rund vier Prozent der weltweiten Produktion aus.

Chinas Raffinerien suchen nach Alternativen

Der Großteil davon fließt nach China. Dort sieht sich die verarbeitende Industrie bereits nach neuen Lieferquellen um. "Die iranischen Exporte nach Asien und Europa werden aller Voraussicht nach im Laufe des Jahres und 2019 zurückgehen, weil einige Länder sich nach Alternativen umsehen, bevor die Sanktionen greifen und um Konflikte mit den USA zu vermeiden", sagte Analyst Sukrit Vijayakar vom Beratungsunternehmen Trifecta. Chinesische Raffinerien dürften vor allem Russland, Westafrika und Saudi-Arabien anzapfen, um ihre große Nachfrage zu stillen.

Aus Indien, einem weiteren großen Abnehmer Irans, kam eine gelassene Reaktion. "Die neuen Sanktionen werden einen Effekt auf Indien haben, aber nicht so einen großen", sagte Raffinerie-Chef R Ramachandran von der staatlichen Ölfirma Bharat Petroleum Corp< BPCL.NS>. Seit Jahresanfang hat Indien die Importe aus dem Iran mit 500.000 Barrel pro Tag bereits deutlich zurückgefahren.

Anleger hoffen nun, dass Exporteure wie Saudi-Arabien helfen, den Preisanstieg in Grenzen zu halten. Der weltweit größte Ölproduzent deutete am Mittwoch eine Erhöhung seiner Fördermengen an. Nach Worten von Portfoliomanager Eric Nuttal vom Investmenthaus Ninepoint Partners wird der Ölpreis deswegen lediglich bis auf 82 Dollar je Fass zulegen. Seit Monaten treten maßgebliche Exportländer wie Saudi-Arabien und Russland auf die Förderbremse, um die Preise zu stützen. Im Vergleich zu seinem Tief von Januar 2016 hat sich der Brent-Preis deswegen in etwa verdreifacht. Einen Teil der Angebotsausfälle könnten zudem die USA auffangen. Durch den gestiegenen Ölpreis wird die technisch aufwendige und kostspielige Förderung von Schieferöl profitabler.

(APA/dpa)

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