Ölpreis rutscht erstmals seit Monaten unter 70 Dollar

Workers carry out maintenance at an oil well on oil fields operated by a subsidiary of the KazMunayGas Exploration Production JSC in Kyzylorda region, southern Kazakhstan
Workers carry out maintenance at an oil well on oil fields operated by a subsidiary of the KazMunayGas Exploration Production JSC in Kyzylorda region, southern KazakhstanREUTERS
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Ein Barrel der Nordseesorte Brent wurde am Freitag zum Preis von 69,13 Dollar gehandelt. Experten waren aufgrund der Sanktionen gegen den Iran von einem Preisanstieg ausgegangen.

Die Sorgen der Anleger vor einem stotternden Wirtschaftsmotor und einem Überangebot an Rohöl hinterlassen am Ölmarkt immer stärkere Spuren. Die Ölpreise rutschten am Freitag weiter ab: die Nordseesorte Brent verbilligte sich um bis zu 2,2 Prozent auf ein Sieben-Monats-Tief von 69,13 Dollar je Fass. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 59,28 Dollar je Barrel 2,3 Prozent weniger.

Die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und weitere Produzenten wie Russland treffen sich am Wochenende, um über eine mögliche Reduzierung zu beraten. Damit könnten sie den seit einigen Wochen wieder fallenden Ölpreis stützen.

Bärenmarkt nicht aufzuhalten

Damit ist der Preis in den USA seit seinem Anfang Oktober markierten Vier-Jahres-Hoch um rund 20 Prozent abgestürzt. Börsianer sprechen bei einer solchen Abwärtsbewegung von einem "Bärenmarkt", in dem die Kurse anhaltend fallen. "Es gibt nichts, was den Bärentrend aufhalten kann", sagte Analyst Stephen Brennock vom Londoner Brokerhaus PVM Oil. Die anschwellende Ölproduktion und ein schwächerer Wachstumsausblick für die Weltwirtschaft verstärkten die Talfahrt.

Investoren weltweit fürchten wegen der schwelenden Handelskonflikte negative Effekte für die Konjunktur. In den USA, Russland und Saudi-Arabien läuft die Öl-Förderung dennoch auf vollen Touren: Zusammen produzieren sie mehr als 33 Millionen Barrel pro Tag und damit ein Drittel des weltweiten Angebots. Die drei Länder haben ihren Ausstoß stetig hochgefahren, um mögliche Ausfälle aus dem Iran zu kompensieren. Nun produzieren sie aber mehr, als nötig wäre. Hinzu kommt: Der Iran als drittgrößter Produzent hat durch die US-Sanktionen seit Anfang des Monats zwar mit Gegenwind zu kämpfen. Praktisch ist es durch Ausnahmeregelungen bei den Sanktionen aber unwahrscheinlich, dass sehr viel weniger Öl aus dem Land fließen wird.

Zwar wollte US-Präsident Donald Trump Teheran den Ölhahn am liebsten komplett zudrehen. Die Experten von Bernstein Energy schätzen aber, dass die Islamische Republik trotz der Sanktionen pro Tag zwischen 1,4 und 1,5 Millionen Barrel auf den Weltmarkt wirft - damit hätte sich die noch Mitte des Jahres exportierte Menge lediglich halbiert.

Experten erwarteten das Gegenteil

Experten waren eigentlich von einer Steigerung ausgegangen, zumindest auf längere Sicht, nachdem am Montag die Sanktionen der USA gegen den Iran in Kraft getreten waren. Sie sollen vor allem den Ölsektor treffen. Allerdings machten die USA Ausnahmen für acht Länder. Sie dürfen trotz der Sanktionen weiter Öl vom Iran kaufen. Dazu gehören große Abnehmer wie China und Indien.

Die Preise für Benzin und Diesel an den Tankstellen in Deutschland bleiben trotz der sinkenden Rohölpreise allerdings hoch. Für einen Liter Super E10 müssen Autofahrer nach Angaben des ADAC derzeit durchschnittlich 1,542 Euro bezahlen. Diesel kostet demnach 1,447 Euro pro Liter. Damit bewegen sich Benzin und Diesel laut ADAC im Bereich des Jahreshochs.

Als einen Grund für die hohen Preise an den Zapfsäulen vor allem im Süden Deutschlands nennt die Branche das anhaltende Niedrigwasser an Rhein und Main, das den Transport von Öl und Kraftstoffen erschwert und verteuert.

(APA/AFP)

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