Eurostaaten: Reiche Russen sollen Zypern retten

Reiche Russen sollen Zypern
Reiche Russen sollen Zypern(c) Reuters (Yorgos Karahalis)
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Zypern braucht dringend Geld. Nun wollen die Eurostaaten ausländische Bürger und Konzerne an einem Rettungsprogramm für das Land beteiligen.

Erst am Donnerstag hat der Chef des Euro-Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, das in wirtschaftliche Schieflage geratene Zypern als Risiko für die gesamte Eurozone bezeichnet. Zypern sei "systemrelevant", sagte Regling der französischen Zeitung "Le Figaro". Die EZB befürchtet ein Wiederausbrechen der Euro-Krise. Daher sollen nun ausländische Investoren an einem Rettungsprogramm beteiligt werden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Der Plan der Euro-Staaten: Reiche Bürger und Konzerne, die ihr Geld auf Zypern angelegt haben, sollen an den Kosten des geplanten Hilfspakets für den Inselstaat beteiligt werden, schreibt die Zeitung. Es werde geprüft, wie ein solcher "Sanierungsbeitrag" privater Kontoinhaber und Bankgläubiger - von denen viele aus Russland kommen - aussehen könnte.

Zypern braucht 17 Milliarden Euro

Diskutiert werden höhere Steuern auf Unternehmensgewinne, Kapitalerträge, Villen und Grundbesitz sowie die Einführung einer Vermögenssteuer. Einer bislang unveröffentlichen EZB-Studie zufolge, die der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt, liegt das private Pro-Kopf-Vermögen in Zypern innerhalb der Eurozone in der Spitzengruppe - noch vor Deutschland. Erwogen wird aber auch, Forderungen in- und ausländischer Geldgeber gegen Banken in Beteiligungen an diesen umzuwandeln.

Zypern hatte im Juni 2012 eine Anfrage auf Hilfe aus dem Euro-Rettungsfonds gestellt, es benötigt nach eigenen Angaben rund 17,5 Milliarden Euro. Die Summe entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Im Falle eines Hilfspakets würden die Staatsschulden auf 140 Prozent der Wirtschaftsleistung ansteigen. Vor allem Deutschland zweifelt an der Schuldentragfähigkeit Zyperns.

Wichtige Niederlassungen in Griechenland

Trotz der verhältnismäßig kleinen zypriotischen Wirtschaft könnten die Schwierigkeiten des Landes das gesamte Finanzsystem der Eurozone destabilisieren. Die zypriotischen Banken hätten wichtige Niederlassungen in Griechenland, sagte der deutsche ESM-Chef. Die Märkte beobachteten Zypern sehr genau. Die deutsche Seite hatte mehrfach erklärt, das "systemische Risiko" sei eine der Voraussetzungen dafür, dass der ESM greifen und einem wirtschaftlich angeschlagenen Land geholfen werden könne.

Regling forderte von Zypern Reformen, etwa im Bankensektor. Auch müsse das Land "das Problem des Verdachts der Geldwäsche" in den Griff bekommen. Zypern gilt als bevorzugtes Land für Schwarzgeld aus Russland, was der Inselstaat aber bestreitet.

Hoffen auf einen konservativen Präsidenten

Am Sonntag findet in Zypern die Stichwahl über den künftigen Präsidenten statt. Nach Angaben aus Kreisen der Währungsunion steigen die Chancen auf Hilfen für das schuldengeplagte Zypern, wenn sich der konservative Kandidat Nikos Anastasiades durchsetzt und - wonach es momentan aussieht - Präsident wird. Er hatte die erste Runde der Wahlen mit einem Stimmanteil von 45,4 Prozent gewonnen und damit deutlich vor seinem kommunistischen Mitbewerber Stavros Malas gelegen. Anastasiades hatte signalisiert, dass er der Forderung der Euro-Partner nach mehr Privatisierungen folgen würde.

(Red.)

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