Ausblick. Die Ratingagentur Standard & Poor's versieht auch das europäische Rettungsvehikel EFSF mit einem negativen Ausblick.
[Wien/stef] Es ist zwar eine logische Konsequenz der Herabstufung Frankreichs, aber trotzdem bemerkenswert: Die Ratingagentur Standard & Poor's versetzt auch dem „Euro-Rettungsschirm“ EFSF einen negativen Ausblick. Damit behält das im Zuge der Eurokrise geschaffene Vehikel zwar vorübergehend die Bestnote Triple A. Doch eine baldige Herabstufung wird wahrscheinlicher – vor allem dann, wenn die Euroländer noch weiter an Kreditwürdigkeit verlieren.
Sollte die EFSF herabgestuft werden, könnte das auch die Kreditbeschaffung für den Rettungsschirm verteuern. Das Vehikel lebt vor allem davon, dass Länder mit Topbonität wie Deutschland und bis zuletzt auch Frankreich für die aufgenommenen Verbindlichkeiten haften. Bereits im Dezember hat die Agentur Fitch angekündigt, der EFSF die Einstufung als Topschuldner streichen zu wollen – und nannte als Grund, dass Frankreich kein zweifelsfreier Garant mehr sei, weil die „Grande Nation“ in absehbarer Zeit das Triple A verlieren werde.
Hauptziel des Rettungsvehikels ist es, jenen Euroländern, die auf dem Finanzmarkt kaum noch Geld bekommen, unter die Arme zu greifen. Dafür steht ein zum Teil bereits für Portugal und Irland aufgebrauchtes Volumen von 440 Milliarden zur Verfügung. Stiegen nun die Zinsen, würde die Finanzierung dafür automatisch teurer.
Dass die EU dieses Szenario bereits seit Längerem befürchtet, darauf deuten unter anderem die heftigen Interventionen der Europäischen Zentralbank hin. Schon längst kauft die Notenbank Staatsanleihen angeschlagener Länder auf dem Sekundärmarkt auf, um die Renditen nicht allzu sehr ansteigen zu lassen. Derzeit hat die EZB mehr als 200 Milliarden Euro an Staatsanleihen in ihren Büchern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2012)