Euro-Krise: IWF warnt vor striktem Sparkurs

IMF Managing Director Christine Lagarde speaks at a news conference following the ACG meeting in Wash
IMF Managing Director Christine Lagarde speaks at a news conference following the ACG meeting in Wash(c) REUTERS (Yuri Gripas)
  • Drucken

Christine Lagarde, Chefin des Weltwährungsfonds, deutete erstmals Flexibilität im Umgang mit den Sparzielen für Griechenland & Co. an.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor einem zu strikten Sparkurs in überschuldeten Ländern gewarnt. Dies gelte vor allem dann, wenn sich das Wachstum in den betroffenen Ländern abschwäche, sagte IWF-Direktorin Christine Lagarde am Montagabend in einer Rede vor Studenten der Universität Zürich. "Wenn das Wachstum schlechter ist als erwartet, sollten sie lieber an den angekündigten Fiskal-Maßnahmen festhalten statt sich zu sehr auf die angekündigten Fiskal-Ziele zu konzentrieren", sagte Lagarde.

Mit den Äußerungen deutete die IWF-Chefin erstmals mehr Flexibilität im Umgang mit hoch verschuldeten Ländern wie Griechenland an, die im Gegenzug für Milliardenhilfen des IWF und der EU einen strikten Sparkurs eingeschlagen haben, der aber das Wachstum zusätzlich bremst.

Athen: Wird Rettungspaket neu verhandelt?

In Griechenland und Frankreich haben bei den Wahlen am Sonntag Politiker und Parteien große Erfolge erzielt, die gegen den bisherigen Sparkurs Front gemacht haben. In Griechenland könnte nun sogar eine Neuverhandlung des 130 Milliarden Euro schweren zweiten Rettungspakets auf die Agenda kommen. In dem auf internationale Hilfen angewiesenen Land stehen rasche Entscheidungen zu Spar- und Reformschritten an. Bis Juni verlangt die Troika aus EU, IWF und EZB weitere Konsolidierungsmaßnahmen über 11,5 Milliarden Euro im Gegenzug für frisches Geld. Die Euro-Staaten hatten im Februar ein zweites Rettungspaket für Griechenland geschnürt.

Der Auftritt Lagardes hatte heftige Proteste von Studenten ausgelöst. Die Gruppierung "Uni von unten" hatte dazu aufgerufen. Sie kritisierte, es könne nicht sein, dass jemandem, dessen Politik zu Tod und Armut sowie Menschen in den Selbstmord führe, eine weitere Plattform geboten werde. In Griechenland und Italien war es vereinzelt zu Selbstmorden gekommen. Die Menschen sahen angesichts ihrer Einkommens- oder Jobverluste keinen Ausweg mehr.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FRANCE EUROPEAN CRISIS
Economist

Cohn-Bendit fordert EU-Sozialfonds für Griechenland

Der Fraktionschef der Grünen im EU-Parlament fordert von Brüssel, einen Fonds zur Bekämpfung der Armut in Griechenland einzurichten.
New Articles

Fekter weiter gegen Euro-Austritt Griechenlands

Finanzministerin sagt im Fernsehen, dass ein Austritt Griechenlands noch mehr Schwierigkeiten bringen würde.
Leitartikel

Frau Merkel allein im europäischen Haus

Der Fiskalpakt war die letzte Hoffnung, dass die Eurozone noch zusammenwächst. Nun steht Berlin mit seinem Credo des Schuldenabbaus fast isoliert da.
New Articles

EZB: Athens Euro-Austritt ist möglich

Die Zentralbank sieht keinen Verhandlungsspielraum beim griechischen Sanierungspaket und warnt linke Wahlsieger vor den Folgen einer Sparabkehr. Sanierungsprogramm soll nicht neu zu verhandelt werden.
Europa

Mitterlehner erfreut Wahlausgang in Frankreich und Griechenland

ÖVP-Minister setzt sich über die Linie von Parteikollegen hinweg und fordert Kontrapunkte zum Sparkurs. „Es geht bei diesem Thema nicht um eine rechte oder linke Einstellung“, unterstreicht Mitterlehner.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.