Erleichterung an den Finanzmärkten nach den beschlossenen Spanien-Hilfen. China hofft auf einen positiven Effekt des 100-Milliarden-Euro-Pakets. Schäuble verteidigt die Hilfen.
An den Finanzmärkten herrscht deutliche Erleichterung über die vereinbarten europäischen Finanzhilfen für die spanischen Banken. In Asien legten am Montag die Aktienmärkte und der Euro kräftig zu. "Vergangene Woche wartete jeder darauf, dass die politisch Verantwortlichen handeln", sagte Marktanalyst Masayuki Doshida von Rakuten Securities. "Daher sind die Investoren jetzt wieder etwas beruhigt, nachdem die Rettungsaktion für Spanien beschlossen ist."
Spanien will nach langem Widerstand nun doch Gelder aus den Euro-Rettungsfonds zur Rekapitalisierung seiner maroden Geldhäuser beantragen. Die Euro-Finanzminister erklärten sich bereit, dem Land bis zu 100 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Der Umfang des Rettungspakets ist größer als von vielen Investoren erwartet. EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Ich bin zuversichtlich, dass dies ein starkes Signal an die Märkte senden wird, dass die Euro-Zone bereit ist, Spanien in seinen Anstrengungen zu unterstützen, seinen Bankensektor zu restrukturieren und rekapitalisieren."
Nach den Worten von Börsenexperte Doshida richtet sich nun der Blick der Anleger wieder verstärkt auf die nächsten Weichenstellungen in der europäischen Schuldenkrise. Sein Kollege Takao Hattori von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities warnte: "Die Unsicherheiten bleiben. Offen ist, auf welchem Weg die Gelder an die spanischen Banken gezahlt werden, wie das Ergebnis der Wahlen in Griechenland ist und wie sich die Situation in Peripherieländern wie Italien entwickelt", sagte Hattori. Am Sonntag wählen die Griechen ein neues Parlament.
Schäuble verteidigt Euro-Rettungshilfe
Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die Euro-Rettungshilfen für Spanien gegen Kritik verteidigt. Bei dem anvisierten Antrag auf Milliardenhilfen handle es sich nicht um eine direkte Finanzspritze für die maroden Banken des Landes, betonte Schäuble am Montag im Deutschlandfunk. "Der spanische Staat ist der Kreditnehmer für Europa, Spanien haftet dafür."
Die Regierung in Madrid werde das Geld den Finanzinstituten dann zur Verfügung stellen und die Banken beaufsichtigen. Die mit den Finanzhilfen verbundenen Auflagen würden dabei nur den Finanzsektor betreffen. "Es wird genauso eine Troika geben, es wird genauso natürlich überprüft werden, dass das Programm eingehalten wird, aber es bezieht sich nur auf die Restrukturierung des Bankensektors", betonte der CDU-Politiker.
China begrüßt EU-Milliardenhilfe
In Tokio zog der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um zwei Prozent an auf 8629 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index legte 1,8 Prozent zu auf 731 Zähler. Auftrieb hatten vor allem Exportwerte, beflügelt von den Kursverlusten des Yen zum Euro. Auch an anderen Börsen in Fernost ging es bergauf. Der MSCI-Index für Aktien der Asien-Pazifik-Region mit Ausnahme Japans lag 1,6 Prozent im Plus. An den Devisenmärkten in Fernost zog der Euro um fast ein Prozent an auf 1,2635 Dollar.
China begrüßte unterdessen die geplante europäische Milliardenhilfe für Spanien. Trotz erkennbarer Sorgen über die anhaltende Schuldenkrise in Europa gab sich Vizefinanzminister Zhu Guangyao am Montag vor der Presse in Peking demonstrativ zuversichtlich, dass die Europäer ihre Probleme in den Griff bekommen werden: "Wir glauben fest daran, dass Europa die Weisheit und die Fähigkeit besitzt, mit den Problemen umzugehen." China hoffe auf einen guten Ausgang, sei aber auch auf eine Verschlechterung der Situation vorbereitet.
(Ag.)