US-Autobranche in der Krise: "Selbst zugefügte Wunden"

(c) AP (Rick Bowmer)
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Die angeschlagenen US-Autobauer General Motors, Ford und Chrysler bitten um Staatshilfen. Sonst drohe der US-Wirtschaft ein "katastrophaler Kollaps". US-Finanzminister Paulson zeigt die kalte Schulter.

Die drei angeschlagenen US-Autobauer General Motors, Ford und Chrysler haben im Senat nachdrücklich um Staatshilfen gebeten. Eine Rettung der Unternehmen sei nötig, um die US-Wirtschaft vor einem "katastrophalen Kollaps" zu bewahren, sagte GM-Chef Rick Wagoner am Dienstag bei einer Anhörung des Bankenausschusses der Kongresskammer. US-Finanzminister Henry Paulson zeigte ihnen allerdings die kalte Schulter. Er lehnte es ab, einen Teil des 700-Milliarden-Dollar-Pakets für die Banken an Ford, Chrysler und General Motors abzuzweigen.

"US-Autobranche braucht Brücke"

"Unsere Branche braucht eine Brücke, um den finanziellen Abgrund zu überbrücken, der sich vor uns aufgetan hat", erklärte General-Motors-Vorstandschef Rick Wagoner vor dem Bankenausschuss des Senats. Die drei Konzerne haben um eine staatliche Hilfe von 25 Milliarden Dollar (19,8 Mrd Euro) gebeten. Wagoner machte keine eigenen Management-Fehler, sondern die Finanzkrise für die schlechte Lage verantwortlich. Ein Zusammenbruch der Branche würde den Verlust von drei Millionen Arbeitsplätzen bedeuten, warnte der Chef der Opel-Konzernmutter.

Chrysler steht nach eigenen Angaben vor dem Abgrund, falls er keine staatliche Finanzspritze erhält. Konzernchef Robert Nardelli erklärte vor dem Ausschuss, Chrysler habe pro Monat zwischen vier und fünf Mrd. Dollar an Kosten für Löhne und Gehälter, zur Bezahlung der Rechnungen von Zuliefern und anderes. Falls Chrysler Insolvenz beantrage, wären die Kosten für eine Umstrukturierung größer als die Ausgaben, die der Staat für eine Überbrückungshilfe zahlen müsse, sagte Nardelli weiter. Und es sei nicht sicher, dass Chrysler nach einer Insolvenz weiterbestehen könne.

Auch der Chef der Branchengewerkschaft UAW, Ron Gettelfinger, mahnte rasche Staatshilfen an. Wenn die Regierung GM, Ford und Chrysler nicht schnell unter die Arme greife, seien die Unternehmen zur Geschäftsauflösung gezwungen. Ein Kollaps der Autoindustrie würde den Abschwung der US-Wirtschaft zudem massiv verschärfen.

"Selbst zugefügte Wunden"

Der demokratische Ausschussvorsitzende Christopher Dodd sagte jedoch den Managern, ihre Branche suche eine "Behandlung für weitgehend selbst zugefügte Wunden". Der republikanische Senator Mike Enzi kritisierte, die Finanzkrise sei "nicht der einzige Grund, warum die heimische Automobilindustrie in Schwierigkeiten ist". Er nannte ineffiziente Produktionsstrukturen und kostspielige Tarifverträge.

Die Hilfen für die US-Autobranche sollen nicht über das bereits bewilligte Kreditpaket über 25 Milliarden Dollar hinausgehen, erklärte das US-Präsidialamt. Die Demokraten streben jedoch eine Gesetzesvorlage an, wonach die Autohersteller und ihre Zulieferer 25 Milliarden Dollar aus dem Rettungspaket für die Finanzindustrie erhalten sollen. Im Gegenzug sollen den Managern die Bonuszahlungen gestrichen werden.

Verhandlungen hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen wurden Verhandlungen über eine Kompromisslösung geführt, die den Automobilkonzernen noch vor dem Jahresende eine Entlastung bescheren soll. Die Aussichten wurden aber in Washington skeptisch bewertet. "Mein Gefühl ist, dass diese Woche nichts geschehen wird", sagte der republikanische Senator Bob Corker.

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