Als Österreich die viertgrößte Fluglinie Europas besaß

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oesterreich viertgroesste Fluglinie Europas(c) APA (Hell/Chraust)
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Obwohl der Bau von Flugzeugen verboten war, erlebte die ÖLAG einen Höhenflug. Aspern galt 1937 als der "internationalste Flugplatz der Welt".

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verfügte Österreich über drei Flugzeugwerke - die österreichischen Flugzeugbauer erwiesen sich als durchaus konkurrenzfähig. Ab 1919 war aber alles anders. Der Friedensvertrag von St. Germain verbot es der Republik Österreich, Motor-Flugzeuge zu bauen. Auch die Einfuhr von Flugzeugen war nicht erlaubt. Nur der Bau und der Flug mit Gleit- und Segelflugzeugen war gestattet.

Das kam dem Ende der rot-weiß-roten Luftfahrt gleich. Dennoch sollte in den folgenden Jahren ein Höhenflug folgen, der zu einem der größten wirtschaftlichen Erfolge der österreichischen Zwischenkriegsgeschichte zählt.

Aufstieg mit Tricks

Wie konnte unter diesen Bedingungen überhaupt eine eigene Luftfahrtgesellschaft aufgebaut werden? Mit Tricks. "Flugzeuge größerer Kapazität wird man eben nicht in Österreich registrieren, sondern in der Schweiz. Und da es an Geldmitteln für den Aufbau einer international konkurrenzfähigen Fluggesellschaft fehlt, holt man sich die deutschen Junkers-Werke als Partner. Die Einlage der Partner sind die Flugzeuge", schrieb Hugo Portisch in "Österreich I: Die unterschätzte Republik".

Erst 1932 übernahm die deutsche Luft Hansa den 49-Prozent-Anteil von Junkers. 50 Prozent hielt die Österreichische Eisbahnverkehrsanstalt, ein Prozent der Konzessionsinhaber.

Aufstieg zur viertgrößten Fluglinie Europas

Am 3. Mai 1923 wurde schließlich die Österreichische Luftverkehrs AG (ÖLAG) gegründet. Elf Tage später fand der Jungfernflug zwischen Wien und München statt. Die ÖLAG besaß zu Beginn zwei Flugzeuge, Type Junkers F13. Die Junkers konnte vier Passagiere transportieren. Die Kabine war durchaus geräumig und mit luxuriösen Sitzen ausgestattet.

Nur zwei Jahre nach dem Start verfügte die Fluglinie bereits über acht Flugzeuge. Neben München wurden die europäischen Städte Berlin, Dresden, Prag, Zürich, Budapest, Belgrad, Sofia und Saloniki angeflogen. Innerhalb Österreichs waren auch Wasserflugzeuge im Einsatz. 1935 schließlich, zwölf Jahre nach der Gründung, war die ÖLAG - nach Air France, Lufthansa und KLM - die viertgrößte Fluglinie Europas.

Aspern: "Internationalster Flugplatz der Welt"

Der Heimat-Flughafen Wien-Aspern war 1937 eines der wichtigsten Luftkreuze in Europa. Aspern, das von zehn Luftlinien angeflogen wurde, galt einer britischen Zeitung zufolge sogar als "internationalster Flugplatz der Welt". Ganz ohne Hilfe des Staats erfolgte der Aufstieg der ÖLAG aber nicht. Sie erhielt jedes Jahr eine "Flugkilometer-Beihilfe" von einer Million Schilling. 1937 überstiegen die Eigen-Einnahmen erstmals die Beihilfe des Staats.

Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 übernahm die Lufthansa komplett die Kontrolle über die österreichische Fluggesellschaft. Im Juni 1939 wurde sie endgültig aus dem Handelsregister gestrichen und war damit Geschichte.

Schwechat verdrängte Aspern

Erst im September 1957 erhielt Österreich wieder eine eigene Fluggesellschaft, die im März 1958 den Flugbetrieb aufnahm: Die Austrian Airlines. Der 1912 gegründete Flughafen Aspern fiel 1977 dem Ausbau des Konkurrenz-Standorts Schwechat zum Opfer. Bereits in den 1950er Jahren war die kommerzielle Luftfahrt dorthin übersiedelt. Die Eröffnung einer zweiten Schwechater Landepiste bedeutete auch das endgültige Aus für den Sportflug. Bis 2024 soll dort nun ein neuer Stadtteil entstehen.

Die Historikerin Carina Chitta, die ein Buch zum 100-jährigen Jubiläum des Flughafens Asperns vorbereitet, erinnert sich an ihren Großvater, einen Piloten. Von der Aussichtsplattform des Kahlenberges sei ihm zugewunken worden. "Aspern war ihr Flugfeld, ihre Heimat, der Angelpunkt ihrer Sehnsüchte und sie fühlten sich ein bisschen wie Ikarus, der sein Leben gegeben hat für etwas Unbezahlbares, die Freiheit", sagt sie.


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