Der "alte Fritz", falsche Münzen und Kaffee-Schnüffler

alte Fritz
alte Fritz(c) AP (Sven Kaestner)
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Vor 300 Jahren wurde der heute noch populäre Herrscher Friedrich der Große geboren. Seine Kriege finanzierte er auch auf unkonventionelle Weise.

Vor genau 300 Jahren - am 24. Jänner 1712 - wurde der spätere Preußenkönig Friedrich II. in Berlin geboren. Er ist bis heute einer der populärsten Herrscher der Deutschen. Das ist sicher auch auf seine kriegerischen Erfolge zurückzuführen. Friedrich der Große - auch "der Alte Fritz" genannt - etablierte Preußen in den drei Schlesischen Kriegen (1740-1763) als Großmacht. "Ohne diese Waffengänge wäre der deutsche Nationalstaat vermutlich unter der Führung Österreichs gegründet worden, mit Wien als Hauptstadt", schrieb dazu "Der Spiegel". Die Kriege gegen Österreich, Frankreich und Russland waren allerdings teuer. Der Herrscher griff daher zu unkonventionellen Mitteln, um seine Kriege finanzieren zu können. Weniger fein ausgedrückt: Er schreckte vor Betrug nicht zurück.

Der Münzbetrug

Nach der Eroberung der Leipziger und der Dresdner Münze ließ Friedrich im "Dritten Schlesischen Krieg" (besser bekannt als Siebenjähriger Krieg, 1756-1763) Münzen einschmelzen und den Silbergehalt von Groschen und Talern senken. Der Herrscher sicherte damit die Fortsetzung des Krieges. Und die noch wenig entwickelte Metallindustrie erlebte dadurch einen regelrechten Boom, schreibt die "Zeit". Kriegsgewinnler wie die Potsdamer Gewehrfabrik kamen bei Bestellungen kaum nach.

»Das Geld ist der Nerv des Staates, seine Einkünfte der Puls, an dem man seine Lebenskraft misst.«

Friedrich II., 1768

Doch schon bald lernte Preußen ein Phänomen kennen, dass auch heute nur allzu bekannt ist: Inflation. Bezieher von Renten und Beamte waren laut "Zeit" ebenso betroffen wie Unternehmer. Der Boom sei mit einer gefährlichen Überdehnung von Kreditgeschäften einhergegangen - bis die Blase 1762 platzte und zahlreiche Bankhäuser in den Abgrund riss. Produktion und Handel erholten sich nur langsam.

"Geld ist der Nerv des Staates"

1768 betonte Friedrich, dass die Gründung von Manufakturen von enormer Wichtigkeit sei. Diese würden das Geld im Land halten. Erst so könne eine positive Handelsbilanz angestrebt werden. Die Rolle des Geldes hatte der Herrscher jedenfalls erkannt: "Das Geld ist der Nerv des Staates, seine Einkünfte der Puls, an dem man seine Lebenskraft misst", schrieb er dazu in seinem politischen Testament.

Weil aber viele Preußen lieber ausländische Produkte kauften als die eigenen, erließ Friedrich auch eine wahre Flut von Einfuhrverboten.

Die "Kaffeeschnüffler"

"Ich prohibire so viel ich kann, weil dieses das einzige Mittel ist, daß meine Unterthanen sich dasjenige selbst machen, was sie nicht anderswoher bekommen können", schrieb Friedrich in seinen Tagebüchern. Nur mehr absolut unverzichtbare Rohstoffe durften importiert werden. Die Folge: Der Schmuggel blühte und noch mehr Verbote wurden erlassen.

Nach dem Siebenjährigen Krieg (1757-1763) blühte zum Beispiel der Kaffeeschmuggel aus Holland. Kein Wunder, denn unter dem Alten Fritz kostete ein Pfund Röstkaffee sechs bis acht Groschen - vier Groschen davon waren Zoll. Friedrich setzte daher sogenannte "Kaffeeschnüffler" ein. Das waren Zollbeamte, die dem Duft von Kaffee nachspürten. Die Schnüffler beschlagnahmten Schmuggelware an Ort und Stelle. Ihr Erfolg dürfte aber bescheiden gewesen sein: 1786 brachte der Kaffeezoll gerade einmal 96.000 Taler ein - bei einem Gesamtbudget von 22 Millionen Talern, wie "Der Spiegel" in einer Geschichte aus dem Jahr 1950 schreibt.

"Die Märkte sind leer"

Für den Handel erwies sich die Wirtschaftsspolitik Friedrichs nicht unbedingt als Vorteil. "Maßnahmen wie der Transitzoll, der in erster Linie dem Handelsverkehr zwischen Sachsen und Polen schaden sollte, führten dazu, dass sich die ausländischen Kaufleute für den Absatz und Einkauf ihrer Waren statt nach Frankfurt/Oder zunehmend nach Leipzig wandten. Polen bezog seine Seidenproduktion zunehmend aus Österreich", ist dazu im Buch "Wirtschaft, Unternehmen, Kreditwesen und soziale Problem" nachzulesen.

Preußische Märkte hatten das Nachsehen. "Die Märkte, die sonst von Menschen in Breslau voll waren, sind leer, es ist eine Seltenheit, wenn man jetzt einen fremden Fuhrmann ankommen siehet", zitiert die "Zeit" die Breslauer Kaufmannschaft.


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