Deutschland: Zuwanderung lässt Arbeitslosigkeit steigen

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Es wird mit einer leichten Zunahme um 40.000 gerechnet. Die Zahl der Erwerbstätigen werde aber um 200.000 zulegen.

Nach drei Jahren sinkender Arbeitslosigkeit erwarten Forscher bei der deutschen Bundesagentur für Arbeit (BA) für 2013 erstmals wieder eine leichte Zunahme der Erwerbslosigkeit. Im Jahresdurchschnitt werde die Zahl der Arbeitslosen 2013 voraussichtlich mit 2,94 Millionen um rund 40.000 höher liegen als für dieses Jahr erwartet werde, heißt es in der veröffentlichten Projektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Trotz steigender Arbeitslosigkeit werde die Zahl der Erwerbstätigen im kommenden Jahr nochmals zulegen um etwa 200.000. Das habe auch damit zu tun, dass aufgrund von Zuwanderung in diesem Jahr mit 45,18 Millionen Menschen dem Arbeitsmarkt so viele zur Verfügung stünden wie zuvor. Im kommenden Jahr werde das Arbeitskräftepotenzial wieder sinken.

Krise könnte Lage verschärfen

Mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit sei schon in den nächsten Monaten zu rechnen, erklärte das IAB. Frühindikatoren ließen erwarten, dass die Konjunktur nachgebe. "Auch der Arbeitsmarkt bleibt nicht unbeeindruckt von der Krise, zeigt sich aber insgesamt robust", sagte IAB-Prognosechef Enzo Weber. "Im zweiten Halbjahr 2012 schwächt sich die deutsche Konjunktur unter dem Eindruck der europäischen Schuldenkrise stark ab, erholt sich aber in der Folge." Für 2012 und 2013 rechnet das IAB mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 und 0,8 Prozent.

Bei einer weiteren Verschärfung der Euro-Krise müsste nach Einschätzung des IAB mit einer Rezession und einem Wirtschaftsrückgang um 0,4 Prozent gerechnet werden. Dann könne die Zahl der Arbeitslosen statt um 40.000 um 180.000 steigen.

Vorrang für "Qualität von Beschäftigung"

Die Sozialversicherungen können sich auch im kommenden Jahr über mehr Beitragszahler freuen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird laut IAB um 290.000 zulegen auf 29,29 Millionen. Das sei der höchste Stand seit 1992. Dass dennoch die Zahl der Arbeitslosen zunimmt, liegt am steigenden Arbeitskräfteangebot: immer mehr Ältere, die länger im Beruf bleiben, und höhere Zuwanderung dämpfen den demografischen Effekt. Für 2013 rechnet das IAB mit geringerer Zuwanderung, "auch wenn aus den von der Finanzkrise besonders betroffenen südeuropäischen Ländern noch verstärkt mit Zuzügen zu rechnen ist".

Die IAB-Forscher plädieren für eine Neujustierung der Arbeitsmarktpolitik, die "die Qualität von Beschäftigung in den Blick nehmen" müsse. "Es lohnt sich, rechtzeitig neue Wege zu gehen, bevor die bisherige Schubkraft völlig abhandenkommt", heißt es in der IAB-Studie. "Das Potenzial der über die letzten Jahre andauernden Arbeitsmarktentwicklung scheint ausgereizt." Erstrebenswert sei eine "einkommens- und nachfrageintensivere Entwicklung" ohne simple Kehrtwende in der Arbeitsmarktpolitik. Ein Ansatzpunkt dafür sei, mehr dauerhaftere Arbeitsverhältnisse zu schaffen.

(APA/Reuters)

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