Justizskandal um "Gustl"?

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Der Fall des "Schwarzgeldaufdeckers" Gustl Mollath, der in der Psychiatrie verschwand, wird neu aufgerollt.

München/Red/Ag. Der Fall des Bayern Gustl Mollath („Fall Gustl“), der vor sechs Jahren in der Psychiatrie verschwand, nachdem er ein Schwarzgeldnetzwerk bei der HypoVereinsbank (in das seine damalige Frau verwickelt war) aufgedeckt hat, wird nun offenbar noch einmal aufgerollt: Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU), die wegen des Falles in den vergangenen Wochen unter starken medialen Druck geraten war, hat eine Überprüfung der Vorgänge in Form eines weiteren Gutachtens angekündigt.

Zuvor hatte schon der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer auf eine Überprüfung gedrängt. Die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat die Befürchtung geäußert, dass die Affäre „als Justizskandal in die deutsche Rechtsgeschichte eingehen könnte“.

Wie ausführlich berichtet, hatten mehrere Gerichtsgutachter die Berichte Mollaths über Schwarzgeldgeschäfte als Ausfluss seiner Paranoia eingeschätzt, das Gericht hatte Mollath ebenfalls nicht geglaubt – und ihn vor sechs Jahren als gefährlichen Psychopathen in eine Anstalt einweisen lassen, wo er bis heute festgehalten wird.

Unterdessen wurde aber bekannt, dass die HypoVereinsbank selbst im Rahmen einer internen Revision festgestellt hatte, dass viele Angaben Mollaths zutreffen. Die Bank hatte den Bericht aber unter Verschluss gehalten.

Verkompliziert wird die Sache dadurch, dass Mollath seine „Aufdeckungsarbeit“ im Zug einer „schmutzigen“ Scheidung von seiner damaligen, in den Fall verwickelten Frau geleistet hatte. Die Frau Mollaths hatte mit einer Gegenklage wegen Gewalttätigkeit gekontert – und war damit vor Gericht durchgekommen.

In Bayern schlägt der Fall jetzt hohe politische Wellen. Die Grünen fordern die Entlassung der bayerischen Justizministerin, die SPD einen Untersuchungsausschuss.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2012)

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