Deutschland: Turbo-Netzausbau kommt

Strommasten
Strommasten(c) Dpa Zentralbild Patrick Pleul (Patrick Pleul)
  • Drucken

Für 2800 Kilometer „Stromautobahn“ wird der Klagsweg eingeschränkt. Das soll sechs Jahre sparen. Der Hintergrund: Die deutsche Energiewende muss Fahrt aufnehmen, um nicht zu scheitern.

Berlin/Gau. Die deutsche Bundesregierung hat am Mittwoch ein Gesetz für den rascheren Ausbau des Stromnetzes beschlossen. Für die Projekte im Rahmen der Energiewende wird der Klagsweg auf eine Instanz eingeschränkt. So sollen langwierige Verfahren mit Gegnern von „Stromautobahnen“ verhindert werden. Ziel ist, die Bauzeit von heute im Schnitt zehn Jahre auf vier Jahre zu verkürzen.

Der Hintergrund: Die deutsche Energiewende muss Fahrt aufnehmen, um nicht zu scheitern. Beschlossen wurde, dass bis 2022 auch das letzte Atomkraftwerk vom Netz geht. Der fehlende Atomstrom soll vor allem durch erneuerbare Energien ersetzt werden: Ihr Anteil soll von 23 auf 35 Prozent steigen. Durch die üppige Förderung dürfte es bis dahin sogar mehr als genug Solarpaneele und Windräder geben.

Rasch ins Stocken geraten ist aber der Ausbau der Offshore-Windanlagen in der Nord- und Ostsee. Und ganz schlecht steht es um den Netzausbau. Der Wind bläst vor allem im Norden, die größten Strommengen aber brauchen die Industriezentren im Ruhrgebiet und im Süden. Dazu müssen 2800 Kilometer Höchstspannungsleitungen gelegt werden. Es geht um drei Stromautobahnen, die sich mit Schneisen von bis zu 1000 Meter Breite durch die Landschaft fressen.

Keine Freude haben damit naturgemäß die Anrainer. Bürgerinitiativen, Klagen und Verzögerungen sind absehbar. Durch das Gesetz will die schwarz-gelbe Regierung dafür sorgen, dass die Großprojekte noch rechtzeitig fertig werden, bevor die Versorgungssicherheit gefährdet ist.

In dicht besiedelten Gebieten sollen die Kabel unter der Erde verschwinden. Auf längere Strecken ist das freilich keine Alternative: Die Erdverkabelung gilt als technisch schwierig und mindestens fünfmal so teuer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.