Flugstopp: Dreamliner muss am Boden bleiben

Dreamliner
Dreamliner(c) AP (Ted S Warren)
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Weltweit ziehen Flugbehörden und Airlines nach der Pannenserie Konsequenzen. Boeing-Flieger des Typs Dreamliner dürfen nicht abheben. Es ist das erste Startverbot eines ganzen Flugzeugmodells in den USA seit 30 Jahren.

Nach der Pannenserie beim Boeing-Prestigeflieger Dreamliner hat die US-Luftfahrtbehörde FAA angeordnet, dass die in den Vereinigten Staaten registrierten Flieger vorläufig am Boden bleiben müssen. Betroffen von der am Mittwoch erteilten Verfügung ist United Airlines, die einzige US-Fluggesellschaft, die mit dem Dreamliner fliegt. Zu ihrer Flotte gehören sechs dieser Flugzeuge. Die Amerikaner richten sich dabei laut "Handelsblatt" ausdrücklich auch an die Luftfahrtbehörden anderer Länder: Sie mögen "parallele Maßnahmen für ihre Flotten ergreifen". Die europäische und die japanische Luftfahrbehörde haben sich der Vorgabe bereits angeschlossen.

Begründet wurde die US-Entscheidung mit dem jüngsten Vorfall in Japan vom Mittwoch, als ein Dreamliner wegen eines Batterieproblems notlanden musste. Die FAA wolle der Gefahr eines Brandes vorbeugen, hieß es weiter. Bevor die Flüge wieder aufgenommen werden könnten, müsse nachgewiesen werden, dass die Batterien "sicher" seien. Laut Analysten ist es das erste Mal seit 1979, dass Sicherheitsbehörden weltweit derart geballt gegen einen amerikanischen Flugzeugbauer vorgehen, berichtet "Spiegel Online".

Flugstopp auch in Japan und Indien

Zuvor hatten bereits die beiden größten japanischen Airlines, JAL und ANA, ein vorläufiges Flugverbot für alle ihre Dreamliner verkündet. Damit befinden sich auch die beiden größten Dreamliner-Flotten (ANA: 17, JAL: 7) nicht in der Luft. Nach der Entscheidung der US-Behörde FAA nimmt zudem Air India seine sechs Dreamliner aus dem Flugplan. Man habe sich im Einklang mit der FAA-Anweisung entschieden, die Maschinen vorerst für Überprüfungen aus dem Verkehr zu ziehen, sagte Air-India-Chef Rohit Nandan der Zeitung "Times of India".

Mittlerweile hat auch die europäische Luftsicherheitsbehörde EASA vorerst alle Flüge mit dem pannenanfälligen Boeing-Langstreckenjet 787 "Dreamliner" untersagt. Daher lässt die polnische Fluggesellschaft LOT ihre Maschinen ebenfalls am Boden. Erst am Mittwoch hatte die Gesellschaft eine der Maschinen erstmals auf einen Langstreckenflug geschickt. Damit dürften nur mehr Dreamliner der folgenden Fluglinien in der Luft sein:

  • Ethiopian Airlines
  • LAN Airlines (Chile)
  • Qatar Airways

Pannenserie: Kein Ende in Sicht

In jüngster Zeit hatte es mehrere Technikpannen bei dem Prestigeobjekt des US-Flugzeugherstellers Boeing gegeben. In der vergangenen Woche gab es fast täglich Hiobsbotschaften für Boeing. Wegen der Vorfälle haben die US-Luftfahrtbehörde FAA und die japanische Zivilschutzbehörde Untersuchungen eingeleitet. Unter anderem waren Treibstofflecks an zwei Maschinen vom Typ Boeing 787 entdeckt worden. Zudem kam es zu einem Batteriefeuer, einem Kabelproblem, einer Bremsstörung und einer zersprungenen Cockpit-Fensterscheibe.

Wegen der Vorfälle leiteten die US-Luftfahrtbehörde FAA und die japanische Zivilschutzbehörde Untersuchungen ein, die nun noch einmal ausgeweitet wurden. Die Entwicklung des aus Leichtmaterial gebauten Dreamliners war als Meilenstein in der Luftfahrt gefeiert worden.

Airbus: "Nicht auf Probleme der Konkurrenz wetten"

Mit Zurückhaltung hat der Flugzeugbauer Airbus auf das Flugverbot für den 787 "Dreamliner"reagiert. "Ich würde nicht auf die Probleme der Konkurrenz wetten, um den eigenen Erfolg zu sichern", sagte Airbus-Chef Fabrice Brégier am Donnerstag in Toulouse. Direkte Folgerungen für die Langstrecken-Flugzeuge der wichtigsten EADS-Tochter sieht Brégier zunächst nicht. So habe die neue A350 von Airbus eine komplett andere Architektur der Flugzeugelektrik. Der Jungfernflug der A350 soll nach Verzögerungen erst Mitte dieses Jahres erfolgen.

(APA/AFP)

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