66,6 Unzen Silber für eine Unze Gold

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Seit drei Jahren war Silber (in Gold gemessen) nicht so billig wie jetzt. In Indien gehen indes Versuche, die Goldnachfrage zu drosseln, mächtig nach hinten los.

Wien/Jil/Ag. Was bei Berichten zum Goldpreis oft vergessen wird: Silber, der „kleine Bruder“, wurde in den vergangenen Monaten geradezu geschlachtet. Und zwar relativ zu den Papierwährungen (Dollar, Euro) genauso wie relativ zu Gold. Eine Unze Gold, die am 19.Juli im Verhältnis zu Silber ein Dreijahreshoch von 66,6 Unzen in Silber erreicht hatte, wird nach Prognosen der UBS zum Jahresende 70 Unzen Silber wert sein.

Die Nachfrage nach Silber reiche nicht aus, den Überschuss des günstigeren Metalls zu absorbieren. Silber wird – im Gegensatz zu Gold – in erster Linie als Industriemetall benötigt und ist deswegen sehr konjunkturabhängig. Die Investmentnachfrage ist zwar weiterhin stark, kann die fallende Nachfrage aus der Industrie aber nicht ersetzen.

Bei Gold ist die Lage anders. Nur zwölf Prozent der jährlichen Förderung von rund 2500 Tonnen werden in der Industrie verarbeitet– und fast die gleiche Menge kommt pro Jahr durch Recycling zurück, Gold handelt (sowohl in Derivat- als auch in Barrenform) deswegen eher wie eine Währung und nicht wie ein Rohstoff.

Aufpreise in Indien verdoppelt

Und während westliche Anleger im Zuge des Preisrückgangs seit dem Allzeithoch von rund 1900 Dollar im Jahr 2011 vor allem Anteile an sogenannten Papiergoldprodukten wie dem Exchange Traded Fund GLD abgestoßen haben, bleibt die Nachfrage von Kleinanlegern weltweit auf selten zuvor gesehenem Niveau (das gilt zwar auch für Silber, aber bei Gold gab es keinen „Wegfall“ der Industrienachfrage, weil diese ohnehin schwach ist).

In Indien, das als eines der goldaffinsten Länder gilt, versucht die Regierung dem Goldbedarf ihrer Bürger durch eine Erhöhung der Einfuhrzölle Herr zu werden. Die indische Notenbank hatte am 22.Juli festgelegt, dass Goldimporteure 20Prozent ihres Importvolumens für Re-Exporte in Form von Schmuck zurückhalten müssen. Die Inder kaufen (vor allem für Hochzeiten) traditionell Gold als „Schmuck“, der aber meist nahe dem Materialwert gehandelt wird.

Die neuen Importrestriktionen haben aber zwei unbeabsichtigte Nebenwirkungen: Erstens räumen indische Touristen Medienberichten zufolge jetzt die Basare in Dubai und Abu Dhabi leer. Und zweitens explodieren die Goldpreise in Indien selbst. Die steigende Nachfrage steht einem sich verkleinernden Angebot gegenüber.

Die zu bezahlenden Aufpreise beim Goldkauf (Premiums) haben sich laut der Nachrichtenagentur Bloomberg in der vergangenen Woche mehr als verdoppelt: von vier auf zehn US-Dollar pro Unze (umgerechnet). Und die indische Festsaison, zu der traditionell auch viel Gold gekauft wird, beginnt erst im August (und dauert bis November).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2013)

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