Kleine Unternehmen scheitern oft an der EU-Bürokratie

(c) Vertretung der EU-Kommission in (Thomas Preiss)
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Nur sechs Prozent der Betriebe mit ein bis zehn Mitarbeitern erhalten Förderungen. Unternehmer haben aber tendenziell eine positivere Einstellung zur EU.

Wien. Langsam kehrt das Wachstum zurück nach Europa – und die Klein- und Mittelbetriebe sind für diese Entwicklung essenziell: Das zeigt eine Umfrage, die die EU-Kommission vor dem Hintergrund des Europäischen Semesters 2013/2014 unter mehr als 400 österreichischen Unternehmen durchführen ließ.

Ein deutlicher Trend lässt sich dabei ablesen: Österreichs Unternehmer haben im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine positivere Einstellung zur EU, kommunizieren dies aber kaum an ihre Mitarbeiter. Mehr als die Hälfte der heimischen Betriebe sind im Ausland aktiv; knapp 70Prozent erkennen im europäischen Binnenmarkt mehr Vor- als Nachteile für das eigene Geschäft. Allerdings informieren nur 36Prozent der KMU-Manager die eigene Belegschaft über die Bedeutung der EU für das Unternehmen.

Nachholbedarf gibt es aus Sicht der Unternehmer aber vor allem bei der Entbürokratisierung. Dies zeigt sich besonders deutlich am Förderungswesen: Während nur sechs Prozent der Unternehmen mit ein bis zehn Mitarbeitern EU-Förderungen erhalten, sind es bei KMU ab einer Mitarbeiterzahl von 51 immerhin 21Prozent. „Kleineren Unternehmen ist der Aufwand oft zu groß“, resümiert Harald Pitters, der die Umfrage durchgeführt hat. Insgesamt sind hierzulande 84 Prozent der Bürger der Meinung, die EU erzeuge zu viel Bürokratie – damit liegt Österreich im oberen Drittel.

(C) Die Presse

„EU kommt wieder ins Lot“

Kommissionsvertreter Richard Kühnel will es den Unternehmen daher „im Sinne einer besseren Regulierung künftig leichter machen“, wie er vor Journalisten in Wien versprach. Allerdings gebe es auch im nationalen Bereich großes Potenzial, betonte Kühnel – und gibt der künftigen Regierung gleich noch einen Ratschlag auf den Weg: Die Umsetzung wichtiger Reformen bei Pensionssystem, Arbeitskräften und Bildung, wie dies die EU-Kommission im Rahmen des Europäischen Semesters definiert hat. Die Empfehlungen der Behörde sollten als „Richtschnur für das Regierungsprogramm verwendet werden“, so Kühnel.

Insgesamt stehe Österreich im Vergleich gut da – wenngleich gegen die Republik wegen der hohen Gesamtverschuldung von 73,8Prozent ein Defizitverfahren laufe. Positiv beurteilt Kühnel auch die gesamteuropäische Entwicklung und zeigt sich überzeugt, dass die EU langsam „wieder ins Lot“ komme. Nicht nur Konsolidierungsmaßnahmen seien jetzt nötig, sondern vor allem auch Investitionen in Bildung und Forschung. (aga)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2013)

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