Mehrere protestierende Textilarbeiter wurden getötet. "Wir erfüllen nur unsere Pflicht", erklärt die Militärpolizei.
Bei einem Einsatz der Armee gegen tausende protestierende Textilarbeiter sind in Kambodscha mindestens drei Menschen getötet und zwei verletzt worden. Das teilte die Polizei am Freitag mit.
Die Militärpolizisten hätten in einem Vorort der Hauptstadt Phnom Penh zuerst mit Sturmgewehren und Pistolen in die Luft geschossen, später hätten sie auf die Demonstranten gezielt, erklärten Menschenrechtsaktivisten. Die Protestierer hatten vor einer Fabrik in der Hauptstadt Phnom Penh die Sicherheitskräfte mit Steinen, Flaschen und Benzinbomben beworfen. Ein Sprecher der Militärpolizei sagte im Gegensatz zur Polizei, nur ein Mensch sei gestorben, mehrere seien verletzt worden. "Wir erfüllen nur unsere Pflicht, Rolle und Aufgabe. Jetzt sichern wir die Lage."
In der Textilindustrie Kambodschas sind rund 650.000 Menschen tätig. 400.000 von ihnen nähen für internationale Modemarken wie Gap, Nike und H&M. Der Sektor ist eine wichtige Devisenquelle für das asiatische Königreich.
Textilarbeiter fordern höheren Mindestlohn
In jüngster Zeit häuften sich Proteste gegen die Arbeitsbedingungen und Löhne. Die Textilarbeiter fordern eine Verdopplung des Mindestlohns von derzeit 80 Dollar (etwa 57 Euro). Eine von der Regierung zugesagte Erhöhung auf 95 Dollar ab April lehnen die Gewerkschaften als unzureichend ab.
Die Streiks, Protestmärsche und Demonstrationen waren in den zwei Wochen zuvor weitgehend friedlich verlaufen. Am Donnerstag hatten dann die Sicherheitskräfte erstmals eine Demo gewaltsam aufgelöst. Dabei wurden nach Angaben von Teilnehmern mehrere Menschen verletzt und festgenommen. Auch Pressefotografen, darunter einer der Nachrichtenagentur Reuters, waren geschlagen worden.
Die Textilarbeiter werden von der Opposition unterstützt, die selbst zu Protesten gegen die Regierung aufgerufen hat, weil sie nach ihren Angaben bei der Wahl im Juli um mehr als zwei Millionen Stimmen betrogen worden war. Der autoritäre Ministerpräsident Hun Sen sieht sich durch die Demonstrationen, die sich teilweise an der Protestbewegung im benachbarten Thailand orientieren, mit seiner größten politischen Herausforderung seit zwei Jahrzehnten konfrontiert.
(APA/Reuters)