Automatisierung: Jeder zweite Job wird verschwinden

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Der technische Fortschritt werde zu sozialen Spannungen führen, meinen die Autoren einer schwedischen Studie.

Stockholm. Anscheinend haben die Science-Fiction-Roboterfilme doch ein wenig Recht behalten. Durch den technischen Fortschritt sollen 52 Prozent aller Berufe in Schweden in 20 Jahren von Computer- und Robotersystemen übernommen worden sein. Das ergibt eine Studie der schwedischen Stiftung für Strategische Forschung (SSF).

Die Studie hat den schwedischen Arbeitsmarkt untersucht. Analysiert wurden dabei sämtliche Arbeitsschritte in 702 Berufen. Dem Fortschritt würden vor allem Dienstleistungen zum Opfer fallen. Betroffen wären Supermarktkassierer, Verkäufer, Pflegepersonal und Fahrer. Aber auch hoch qualifizierte Berufe, wie sie noch von teilweise gut bezahlten Betriebswirten in Privatunternehmen und im Staatsapparat ausgeführt werden, dürften in großem Stil durch Computer ersetzt werden, so die Studie. Anzeigenverkäufer würden wie bei Google durch computerisierte Auktionssysteme ersetzt. Computer könnten auch die Arbeit von Bankangestellten übernehmen, weil sie das Risiko von Kreditvergaben längst besser und schneller einschätzen. Auch Übersetzer, Lehrer und Ärzte seien nicht unersetzlich.

All das klinge zwar fantastisch, räumen die Studienautoren Lars Hultman und Stefan Fölster ein. Doch laut dem in der schwedischen Tageszeitung „Dagens Nyheter“ präsentierten Bericht werde unterschätzt, wie schnell die Technik sich weiterentwickle. Noch vor zehn Jahren habe es Forschungsberichte gegeben, denen zufolge das Fahren und Fliegen niemals an Computer abgegeben werden könne. Inzwischen seien Computerpiloten eine Selbstverständlichkeit.

Soziale Kompetenz zählt

Als besonders sicher gelten Berufe, die auf menschlicher Fingerfertigkeit, Originalität, Kreativität, sozialer Kompetenz, Verhandlungsgeschick und Zuwendung basieren. Dazu zählten Priester, Fachärzte oder Förster, so die Studie.

Die Transformation würde eine große Herausforderung an das Bildungssystem sein. Ohne Reformen würden immer größere Gesellschaftsgruppen ins Abseits geraten. Das könne zu enormen sozialen Spannungen führen. Bereits heute habe die Automatisierung in vielen Ländern zu größeren Einkommens- und Beschäftigungsunterschieden geführt. Gerade in sozialen Marktwirtschaften wie Schweden oder Österreich sei die Automatisierung aufgrund hoher Personalkosten sehr verlockend für Arbeitgeber.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2014)

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