"Schande von Fiumicino": Rom-Flüge starten ohne Gepäck

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Aus Protest gegen den Jobabbau bei Alitalia sind Mitarbeiter in den wilden Streik getreten. Manche Passagiere sind seit Tagen ohne Gepäck. Zeitgleich kommt die nächste Hiobsbotschaft aus Rom: Italien ist schon wieder in der Rezession.

Für chaotische Zustände auf dem größten Flughafen Italiens sorgt derzeit ein wilder Streik. Seit Sonntag starteten mehr als 100 Flüge ohne Gepäck. Denn das Alitalia-Personal, das für den Gepäcktransport auf dem römischen Airport Fiumicino zuständig ist, protestiert gegen geplante Stellenstreichungen. Auf Youtube-Videos bekommt man riesige Kofferberge zu sehen (siehe unten), in Medien und Sozialen Netzwerke machen Passagiere ihrem Ärger über die "Schande von Fiumicino" Luft. "Mein Sohn ist am Sonntag nach Teheran aufgebrochen. Seit vier Tagen wartet er auf sein Gepäck", erzählt eine aufgebrachte Frau dem "Corriere Della Sera".

Auch auf andere Flughäfen wirken sich die Proteste aus: "Am Flughafen Palermo mussten wir zwei Stunden warten, um ein Formular auszufüllen. Die Schlange vor dem Schalter für verloren gegangenes Gepäck war endlos", ärgert sich eine Geschäftsmann.

"Schrei der Verzweiflung"

Der römische Polizeichef drohte mit einer zwangsmäßigen Arbeitseinberufung. Das Verkehrsministerium bezeichnete den wilden Streik mitten in der Hauptreisezeit als unannehmbar, genauso wie es Konsumentenschutzorganisationen tun. Der "Corriere" verurteilte die Aktion, die mitten in der Hauptreisezeit stattfindet, als "masochistisch".

Kritik wird auch an der zuständigen Gewerkschaft laut, die sich nicht klar distanziert. Cgil-Funktionär Paolo Pagnotta bezeichnete die Aktion in einer Stellungnahme als einen „Schrei der Verzweiflung" der Arbeitnehmer und appelliert, eine gemeinsame Lösung zu finden. "Wir wollen, dass unsere Stimme gehört wird", sagt einer der streikenden Mitarbeiter. Sie protestieren gegen den Jobabbau, der im Rahmen des Einstiegs der arabischen Airline Etihad bei der krisengeschüttelten Alitalia geplant ist. Insgesamt sollen mehr als 1500 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Die rund 200 protestierenden Mitarbeiter in Rom erklärten der Presse ihre Beweggründe: „Unser Sektor ist besonders stark vom Jobabbau betroffen.[...]Doch schon heute erledigt ein Mitarbeiter die Arbeit für vier."

Verkehrsminister Maurizio Lupi sagte, der Streik sei unfassbar, da er gerade in einer Zeit statt findet, in der die Republik alles versuche, um den Vertrag mit Etihad unter Dach und Fach zu bringen. Und dieser sei nicht nur für die Alitalia wichtig, sondern für die ganze italienische Luftfahrt.

Italien in der Rezession

Wie lange sich das Gepäck in Rom noch stauen wird, kann man derzeit noch nicht abschätzen. Die ohnehin schwer angeschlagene italienische Wirtschaft kann Schlagzeilen wie diese jedenfalls nicht gebrauchen. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass Italien erneut in die Rezession geschlittert ist.

>>> Bericht auf "Corriere.it" (Englisch)

(sk)

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