Harvard-Ökonom Rogoff will das Bargeld abschaffen

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Durch die Abschaffung des Bargelds könnten Negativzinsen leichter durchgesetzt werden, meint der US-Ökonom. Auch Steuerflucht und Drogenkriminalität könnten besser bekämpft werden.

Im Juni hatte die Euro-Notenbank einen negativen Zins für Gelder festgesetzt, die Banken bei ihr parken, mit dem Ziel, dass die Banken mehr Kredite vergeben sollen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Commerzbank als erste  deutsche Großbank prescht vor und will ab Dezember die negativen Einlagezinsen an große Unternehmenskunden weiterreichen. Nun geht der prominente amerikanische Ökonom Kenneth Rogoff einen Schritt weiter und spricht sich dafür aus, das Bargeld abzuschaffen, berichtet die „FAZ“. „Die Zentralbanken könnten auf diese Weise leichter Negativzinsen durchsetzen, um so die Wirtschaft anzukurbeln“, sagte der Harvard-Ökonom auf einer Veranstaltung des Ifo-Instituts in München.

Denn Theorien funktionieren nicht immer. Mit negativen Einlagezinsen bei der EZB sollen die Geschäftsbanken dazu gebracht werden, ihr Geld verstärkt an Unternehmen und Privatleute in Form von Krediten weiterzugeben. Mit diesen Krediten könnten Unternehmen investieren und so die Wirtschaft eines Landes wieder in Schwung bringen.
Aber bei Zinsen unter null Prozent können Banken oder Verbraucher, die ihr Geld nicht investieren wollen, ausweichen, indem sie statt Guthaben Bargeld horten.

Drogenkriminalität bekämpfen

„Papiergeld ist das entscheidende Hindernis, die Zentralbank-Zinsen weiter zu senken. Seine Beseitigung wäre seine sehr einfache und elegante Lösung für dieses Problem“, sagte Rogoff. Gäbe es diese Alternative nicht mehr, hätten die Zentralbanken noch mehr Spielraum, um die Zinsen zu drücken. Zudem könnten Steuerflucht und Drogenkriminalität besser bekämpft werden könnten, wenn für derartige Transaktionen kein Bargeld mehr zur Verfügung stünden, fügte Rogoff hinzu.

Obwohl die US-Zentralbank etwa 4000 Dollar Papiergeld pro US-Bürger ausgegeben habe und die EZB 4000 Euro pro Bürger der Eurozone, habe der Durchschnittsbürger weniger als 100 Dollar oder 100 Euro in seiner Brieftasche. Der Rest liege vermutlich in schwarzen Depots. „Zum Beispiel bei Drogenbaronen. Kürzlich sind bei einer Razzia in Mexiko 250 Millionen US-Dollar gefunden worden. So etwas ließe sich ohne Papiergeld vermeiden“, sagte Rogoff.

Rogoff steht mit seiner Ansicht für die Abschaffung des bargeldes nicht allein. Auch der frühere amerikanische Finanzminister und Harvard-Ökonom Larry Summers hatte sich im "Wallstreet Journal" zur technischen Umsetzung die Abschaffung von Bargeld angeregt und reale Negativzinsen gefordert, andernfalls werde die westliche Welt in eine dauerhafte Wirtschaftskrise („Säkulare Stagnation“) fallen.

>> Artikel in der "FAZ"

>> Blog im "Wallstreet Journal"

(red.)

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