120 Milliarden Euro sollen abgeschrieben werden, sagte Michael Fratzscher. Die EZB dürfe keine Schulden nachlassen, meint Direktor Coeure.
Der Berliner Ökonom und Regierungsberater Marcel Fratzscher plädiert dafür, Griechenland die Hälfte seiner Schulden zu erlassen. "Wir sollten uns auf eine Diskussion über eine Schuldenumstrukturierung einlassen", sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Freitag dem ORF.
Wenn das Ägäis-Land im Gegenzug zu weiteren Reformen bereit sei, sollte eine Halbierung der Staatsschulden ins Auge gefasst werden. "Das heißt: 120 Mrd. Euro müssten eigentlich abgeschrieben werden." Deutschland werde als Gläubiger dann wahrscheinlich "mit 40 bis 50 Mrd. Euro dabei" sein. Eine solche Summe sei für das Land sicherlich verkraftbar.
Deutsche gegen Schuldenerlass
Laut dem ARD-Deutschlandtrend sorgen sich 61 Prozent der Deutschen davor, dass sich die Wirtschafts- und Finanzkrise in der EU wiederholt. 36 Prozent teilen diese Einschätzung nicht. Einen Schuldenschnitt für Griechenland lehnen 68 Prozent ab, 28 Prozent können sich diesen sehr wohl vorstellen.
Ebenso 61 Prozent gaben an, Griechenland müsse die Eurozone verlassen, falls es die im Gegenzug für die internationalen Finanzhilfen zugesagten Reformen nicht mehr umsetze. 53 Prozent würden einen solchen Schritt für weniger dramatisch halten als vor einigen Jahren.
Zentralbank: Gegen Gesetz
Die EZB dürfte den Griechen nach den Worten ihres Direktoriumsmitglieds Benoit Coeure keine Schulden erlassen. Der Franzose sagte dem Rundfunksender France 24 am Freitag, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Eurokrise erworbenen Staatsanleihen des Ägäis-Landes seien dafür nicht geeignet.
"Es wäre gegen das Gesetz und würde dem Vertrag zuwiderlaufen, wenn Staatsschulden bei einer Zentralbank umgeschichtet würden. Die Europäischen Verträge besagen das ganz deutlich", sagte Coeure.
In Griechenland wird am 25. Jänner neu gewählt. Umfragen zufolge liegt die linke Syriza unter Alexis Tsipras vorn. Tsipras will die im Gegenzug für Finanzhilfen von 240 Mrd. Euro zugesagten Reformen stoppen und mit den Euro-Partnern sowie dem IWF einen Schuldenerlass vereinbaren.
(APA/Reuters)