Neuer Glanz sieht anders aus

Gold bars from the vault of a bank are seen in this illustration picture taken in Zurich
Gold bars from the vault of a bank are seen in this illustration picture taken in Zurich(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
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Trotz hoher Nachfrage nach Barren und Münzen kommt der Goldpreis einfach nicht vom Fleck.

Die Nachrichten, dass die Goldflaute nun wohl endgültig vorbei sei und der Preis unmittelbar vor einem Anstieg stehe, häufen sich in jüngster Zeit. Am Markt ist davon allerdings nicht viel zu sehen. Im Gegenteil: Seit Ende Jänner ist die Goldnotierung um ziemlich genau 100 Dollar je Feinunze gesunken. Sie dümpelt jetzt mit Werten um 1200 Dollar pro Feinunze auf dem tiefen Stand des vorjährigen Spätherbstes herum. Das Jänner-Hoch ist damit zur Gänze wieder abgebaut.

Wo kommen die optimistischen Prognosen mitten in der Marktflaute eigentlich her? Nun: Der Absatz von physischem Gold in Form von Barren oder Münzen ist im Jänner zumindest in der Eurozone sehr stark angestiegen, nachdem die Nachfrage in den Monaten zuvor eher rückläufig bis stagnierend gewesen war. Der Goldhändler Pro Aurum etwa meldete im Jänner eine Absatzsteigerung um 60 Prozent, die Banken melden ebenfalls Nachfragesteigerungen im mittleren zweistelligen Prozentbereich.

Hintergrund sind wahrscheinlich aufkeimende Ängste wegen der möglichen Folgen eines Grexit, also des Ausstiegs Griechenlands aus der Eurozone. Demgemäß ist die Nachfrage auch in Griechenland selbst, dem wohl am stärksten betroffenen Land, besonders heftig explodiert. Meldungen, wonach ein nicht geringer Teil der gewaltigen Kapitalflucht von den griechischen Sparkonten nicht ins Ausland, sondern zum nächstgelegenen Goldhändler fließt, haben sich zuletzt gehäuft. Trotzdem ist die Goldnotierung im Jänner nur vergleichsweise schwach gestiegen, um seit der letzten Jännerwoche wieder abzusinken.

Der Hintergrund: Der Goldpreis wird schon lange nicht mehr von Barren-Kunden, sondern von den Notenbanken bestimmt – und die sind an hohen Goldnotierungen derzeit nicht interessiert. Die Aussicht, dass die US-Zinsen ab Sommer wieder zu steigen beginnen könnten, dämpft zusätzlich.

In diesem Umfeld ist mit keinen übertriebenen Preissprüngen zu rechnen. Wenn es moderat aufwärts geht, wären Goldminenaktien wahrscheinlich die ertragreichere Alternative. Ansehen könnte man sich da etwa Goldcorp (ISIN CA3809564097) oder Barrick Gold (ISIN CA0679011084), wobei Letztere wegen des derzeit relativ tiefen Bewertungsniveaus und der besseren Kostenstruktur (tiefste Produktionskosten der Branche) attraktiver zu sein scheint. Bremsen könnte die vergleichsweise hohe Verschuldung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2015)

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