Ein Richter hat das Privatvermögen des mutmaßlichen Milliarden-Betrügers Bernard Madoff gesperrt. Es könnte beschlagnahmt werden - die Anleger würden dann nicht wie geplant daraus entschädigt werden.
Der US-Richter Denny Chin hat über das Privatvermögen des mutmaßlichen Milliardenbetrügers Bernard Madoff und dessen Frau Ruth ein Transferverbot verhängt, weil es beschlagnahmt werden könnte. Mehrere Parteien wollen auf Madoffs Vermögen zugreifen und es auf die geschädigten Anlegern aufteilen. Parallel dazu stimmte das zuständige Konkursgericht zu, einen Interims-Treuhänders als Koordinator für die Suche nach Madoff-Besitztümer und -Gelder zu ernennen.
Chaotische Suche nach dem Geld
Konkursrichter Burton Lifland sagte, dass die bisherige Suche nach Madoff-Geldern durch diverse Behörden "zusammenhangslos und unkoordiniert" verlaufen sei. Die Staatsanwaltschaft, die Börsenaufsicht SEC, der vom Gericht bestellter Masseverwalter Irving Picard sowie einige Anlegergruppen hatten versucht, Vermögen in Häusern, Autos und Booten wiederherzustellen.
Lifland zufolge sei ein Koordinator - zumindest vorübergehend - dringend nötig. Der Fall wurde von einer Investorengruppe eingebracht, die sich für eine persönliche Insolvenz von Madoff ausgesprochen hatte. Wer die neue Rolle des Koordinators übernehmen wird, ist noch unklar - er wird jedenfalls Picard zur Seite stehen, sagen involvierte Anwälte.
Die Anklagebehörde wiederum, die das Transferverbot für das Privatvermögen verlangte, hatte an Chin appelliert, Madoffs Vermögen zurückzuhalten, damit es nicht Gegenstand des Konkursverfahrens wird.
Anwalt gegen Treuhänder
Madoffs Anwalt Lee Sorkin missfällt die Ernennung eines Interims-Treuhänders. Unabhängig davon möchte Sorkin eine Verhandlung mit den Richtern und den betroffenen Parteien, um eine Lösung für die divergierenden Interessen zu finden, schrieb der Verteidiger an die Richter. Außerdem besitze Ruth Madoff einige Vermögenswerte, die eindeutig nichts mit dem Fehlverhalten ihres Ehemanns zu tun hätten, heißt es in dem Schreiben weiter. Dieses Argument war schon Anfang März vorgebracht worden, die SEC und die Staatsanwaltschaft könnten aber darüber nicht die gleiche Ansicht haben, so Sorkin jetzt.
Bereits beschlagnahmt: Haus und Boote
Die US-Behörden haben schon ein Haus Madoffs in Florida, drei Boote sowie einen Schiffsanhänger in Ruth Madoffs Besitz beschlagnahmt. Die Erlöse sollen an frühere Kunden des mutmaßlichen Betrügers fließen.
Madoff hat sich im März im größten Betrugsfall der Wall-Street-Geschichte schuldig bekannt. Durch ein jahrzehntelanges Schneeballsystem soll ein Schaden von bis zu 65 Mrd. Dollar entstanden sein. Der 70-Jährige sitzt derzeit in New York in Untersuchungshaft, ihm drohen bis zu 150 Jahre Gefängnis. In Österreich hat die Causa bereits die Bank Medici von Sonja Kohn zu Fall gebracht.
(Ag.)