Angriffe auf das Bargeld mehren sich

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Kritiker argumentieren mit den höheren Kosten beim Bargeld. Dänemark erwägt sogar die Aufhebung des Annahmezwangs von Bargeld.

Die Europäische Zentralbank hat das ausschließliche Recht, die Ausgabe von Euro-Banknoten innerhalb der Union zu genehmigen. Die Europäische Zentralbank und die nationalen Zentralbanken sind zur Ausgabe dieser Banknoten berechtigt. So regelt § 128 des Vertrags über die Arbeitsweise der EU die gesetzlichen Zahlungsmittel. Damit kann man immer zahlen, es sei denn, dass vertraglich eine anderes Zahlungsmittel vereinbart wurde.

Dennoch gibt es immer wieder Versuche von Regierungen vieler EU-Staaten, ja der EU-Kommission selbst, das Bargeld zu verdrängen. Die Länder im Süden der EU wollen mit Regeln über Zahlungsmittel die Schwarzarbeit und die Steuerhinterziehung zurückdrängen. In Frankreich plant die Regierung für Inländer die Grenze von 1500 Euro auf 1000 Euro zu senken, ab der man nicht mehr bar bezahlen darf. In Italien ist das längst Gesetz.

Dänemark will Annahmezwang aufheben

Noch spektakulärer sind die Planungen der dänische Regierung, obwohl in den nordischen Ländern das elektronische Bezahlen das Zahlen mit Bargeld bereits weitgehend verdrängt hat. Während in Österreich nur 11 Prozent des Zahlungsvolumens über Karten erfolgen, sind es in Finnland bereits 43 Prozent, im Spitzenland Schweden sogar 56 Prozent. Der EU-Schnitt liegt bei 14 Prozent.

Dänemark will für kleine Geschäfte, Tankstellen und Restaurants den bisherigen gesetzlichen Annahmezwang für Bargeld aufheben, schreibt das „Handelsblatt“. Begründet wird das mit den Kosten, die das Zählen und Bearbeiten des Bargelds mit sich bringt. Das hat auch was für sich: In einer von der Bankomatkartenbetreiberin Payment Services Austria finanzierte Studie nämlich haben die Studienautoren herausgefunden, dass eine Bargeldzahlung pro Euro Umsatz im Schnitt 2,6 Cent kostet, eine Kartenzahlung hingegen 0,8 Cent. Im Schnitt werden pro Barzahlung 15 Euro ausgegeben - was volkswirtschaftlich gesehen 40 Cent kostet. Eine verstärkte Nutzung von Karten brächte demnach einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen, allein in Österreich eine jährliche Einsparung von 150 bis 300 Millionen Euro.

Noch ein Argument spricht gegen das Bargeld. Bargeld in Händen zu halten ist nicht gerade hygienisch. Europaweit finden rund 57 Prozent, dass Banknoten und Münzen zu den unhygienischsten Gebrauchsgegenständen zählen. Das sagte eine Studie von Mastercard aus dem Jahr 2013.

Mehr Sicherheit

In der EU-Kommission gibt es eine Diskussion darüber, den 500-Euro-Schein in der ganzen Eurozone ersatzlos abzuschaffen. Auch ein Zeichen dafür, dass der Bürger seine Geldgeschäfte künftig ausschließlich über Konten und Karten abwickeln soll. Die Hauptargument der Gruppen, die das Bargeld abschaffen wollen, ist größere Sicherheit: Schwarzarbeit könnte durch Kontoöffnung leicht nachgewiesen werden, was in der Folge die Steuerhinterziehung erschweren und die Bekämpfung des organisierten Verbrechens erleichtern würde. Zudem gäbe es dann weniger Banküberfälle.

In der EU ist ausnahmsweise Griechenland Vorreiter. Das Land hat die Barzahlungs-Obergrenze bereits auf 500 Euro abgesenkt und in den Verhandlungen mit den Geldgebern soll sogar die viel niedrigere Grenze von 70 Euro im Gespräch sein.

(red.)

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