Airbus patentiert neue Concorde

(c) EPA (Tim Ockenden)
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Mit viereinhalbfacher Schallgeschwindigkeit in nur einer Stunde von London nach New York. Das verspricht das Patent für ein neues Flugzeug, das Airbus im Juli in den USA eingereicht hat.

Wien. Sobald die 20 Passagiere an Bord sind, rollt das Flugzeug auch schon auf die Startbahn. Dort wird es zunächst mit zwei konventionellen Turbinentriebwerken beschleunigt und in die Luft gebracht. Kurz nach dem Start schaltet sich jedoch ein weiteres Triebwerk hinzu – ein im Heck montierter Raketenantrieb. Dieser ermöglicht dem Flugzeug, wie ein Space Shuttle nahezu senkrecht in die Höhe zu fliegen, bis es die Reiseflughöhe von mehr als 30.000 Metern (dem Dreifachen normaler Flugzeuge) erreicht hat.

In dieser enormen Höhe, in der der Himmel bereits schwarz ist und auch bei Tag Sterne zu sehen sind, geht das Flugzeug dann in den Reisemodus über. Zwei Staustrahltriebwerke (vergleichbar mit jenen aus Militärjets) beschleunigen auf 4,5 Mach – die viereinhalbfache Schallgeschwindigkeit. Diese Geschwindigkeit wird so lange beibehalten, bis das Ziel fast erreicht ist und der Sinkflug startet. Der Flug von London nach New York dauert also etwa eine Stunde. Will man von Los Angeles nach Tokio, sollen es knapp drei Stunden sein.

Pläne seit Längerem in Arbeit

Noch besteht diese Zukunftsvision aus lediglich 17 eng bedruckten Seiten. Es ist das US-Patent 9,079,661 B2 – eingebracht beim U.S. Patent and Trademark Office am 14. Juli durch den europäischen Flugzeughersteller Airbus. Und der Konzern verweist auch darauf, dass er jährlich hunderte Patente anmelden würde, nur um seine Forschungsergebnisse zu schützen. Dennoch gilt das nun patentrechtlich geschützte Überschallflugzeug als die bisher stärkste Annäherung an eine neue Concorde.

Dass Airbus überhaupt Pläne für ein neues Überschallflugzeug schmiedet, wurde 2007 öffentlich. Da gab die Airbus-Tochter Astrium (die jetzt auch Mitanmelder des Patents ist) bekannt, an so einem Projekt zu arbeiten. Laut der damaligen Ankündigung hätte jedoch bereits 2012 ein erster Prototyp fertig sein sollen. Dieser kam bislang jedoch nicht zustande. Allerdings stellte Airbus 2011 auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget eine Flugzeugstudie mit dem Namen Zehst (Zero Emission High Supersonic Transport) vor. Die Studie verfügte, wie das nun patentierte Flugzeug ebenfalls, über Delta-Flügel und drei unterschiedliche Triebwerke.

Ob es je einen Nachfolger für die 1969 erstmals und 2003 letztmals geflogene Concorde geben wird, ist jedoch weiter ungewiss. Entscheidend sind dabei nämlich weniger technische als vielmehr wirtschaftliche Fragen. So galt die Concorde bereits im Jahr 1969 aufgrund von Verzögerungen als wirtschaftliches Desaster. Die „Zeit“ schrieb damals vom „größten Verlustprojekt des Flugzeugbaus“. Dies, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch von 200 ausgelieferten Maschinen ausgegangen wurde. Als die USA 1973 jedoch Überschallflüge über ihrem Staatsgebiet verboten, stornierten auch fast alle Fluglinien ihre Bestellungen.

Zu hohe Kosten der Concorde

Übrig blieben lediglich je sieben Maschinen bei Air France und British Airways – den nationalen Airlines der beiden Herstellerländer (in Form der Airbus-Vorgängergesellschaft Aérospatiale und British Aircraft Corporation) sowie je ein Prototyp bei den Herstellerfirmen. Die Concorde waren zwar die Aushängeschilder der Fluggesellschaften, konnten ihre hohen Kosten aber schon in den 1980er- und 1990er-Jahren nie hereinspielen. Verschlimmert wurde das nach dem Absturz einer Air-France-Maschine kurz nach dem Start im Jahr 2000. Obwohl die Flugzeuge nach einer rund einjährigen Zwangspause wieder ihre Flugberechtigungen erhielten, fiel die Auslastung bei den täglichen New-York-Flügen von zuvor rund 50 Prozent zeitweise auf 20 Prozent. Grund war einerseits Angst bei den Fluggästen, andererseits eine neue Sparsamkeit.

So meinte der damalige British-Airways-Chef Rod Eddington 2003, dass es vielen Firmenchefs nicht mehr möglich sei, 8700 Euro für einen Transatlantikflug zu bezahlen, wenn sie gleichzeitig Jobs streichen müssten. Eine Situation, die sich wohl kaum verbessert hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2015)

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